© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 21
(columbülus) u. f. w. An einigen orten wird vor dem -Z
ein r eingefchoben, z. b. maclarl (puella), mucidarl (ma-
tercula), briadarl (fraterculus) oder maririerl, iveiberly
biieberl, fleinerL finkerl (frigilla), zeiferl (chlorion), be-
fonders in vielen eigennainen als Kadarl (lväthe), JNan-
nerl, Lipperl, Sepperl; diefes -r fcheint veranlaßt durch
die falfche analogie der diminuliva von den ableitungen
-er: ackerl, ivaßerl, fingerl, fpringerl (fpringerlein),
in welchen es begründet ift. Einzelne Wörter lind übrigens
oft nur in der diminutivforrn üblich, z. b. liornl, banel,
welche jedes horn, auch das größte, und jede bohne be
zeichnen. Sch melier §. 890»
b. in der Schweiz herfcht -li, in Schwaben -le und
beide ftirnmen zu der zweiten inhd. form -eZZ, oder
vielleicht noch näher zu dem abd. -Hi. Umlaut ift in
der regel, wiewohl nicht immer, damit verbunden.
Beifpiele fchweizerifcher : mandli; fraueli; wibli;
chnäbli; büebli; maitli; äug li ; fließ li; ärmli; händli;
beindli; fändli (fähniein) u. f. w. zuweilen wird auch
noch das vollere -eli gehört: äugeli, b'uebeli s chnä-
beli, maiteli. Stalder dial. 252 bemerkt den häutigen
gebrauch vieler diminutivforinen , ohne daß dabei an
Verkleinerung gedacht werde, ärmli und beindli gelte
dem entlibucher hirten geradezu für arm und bein;
wenn der mann fraueli, die frau mandli anredet, fo
liegt darin nicht der begrif kleine frau, kleiner mann,
fondern was wir durch unfer nhd. liebes weib, lieber
mann ausdrücken. Auch fchieben diefe fchweiz. dimi
nutive, zwar nicht im gen. dal. fg., aber im ganzen
pl. -en ein: mandli, gen. mandlis, nom. pl. mandli
oder mandleni, gen. pl. mandline oder mandlene,
gleich jenen ahd. formen. Beifpiele fchwäbifcher di-
minuliva: männle; u>ible; knäble; mädle; Jcöpße;
bliiemle; dingle u. f. w., in der flexion, fo viel ich
weiß, ohne einfchiebung des -en.
c. einige ftriche des nördlichen Frankens, nament
lich die Rhön, Grabfeld, Hohenlohe, Henneberg, zei
gen dalfelbe -le oder auch -Za, bilden aber den pl. auf
-lieh, z. b. gänjle, bretle, tifehle, Jchüfile, fchränhle,
pl. die gänjlich , br et lieh , tifchlich , fcliußelich,
jchränhlich, vgl. Reinwald henneb. id. 1. vorr. XI. Ich
halte diefes -lieh für eine Verbindung der K- mit der
Lforin: gänflich ~ gänfelich, und glaube, daß es auch
fchon im lg. ftatt finden kann; in der obergraffchaft
Hanau hört man bretlich für bretchen und Hans Sachs