111. diviijiuLion. Jubft antivif che. 673
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 21
und nach völlig /legte. Das e vor dem 1 fchwindet
überall, es heißt -LEIN, nicht -eiein; der mnJaut in
umlautbaren ilt unerläßlich. Beifpiele: gans, g an/lein;
lamm, lämmlein $ magcl, mägdlein; waßer, weißer-
lein; rock, röcklein ; bock, böcklein; Lund , hündlein;
frau, fräulein; äuge, äuglein; taube, taub lein; gut,
gütlein; bruder, brüderlein; die von -el gebildeten
Itoßen beide e und ein l aus: inantel, mä nt lein; vo-
gel, voglein ftatt mantelelein, vogelelein, mäntellein,
vögellein *).
Heutzutage ifl diefe diminutivform zwar noch le
bendig, allein auf doppelte weife eingefchränkt. Einmal
gilt tie fall nur von iinnlicben gegenßänden, kaum von
abliracten, z. b. man bildet von freude, leid, finn, gäbe,
that, lob u.f. w. kein freudlein, leidlein, iinnlein, gäblein,
thätlein **), löblein, oder hat die Verkleinerung bloß
in einzelnen redensarteil beibehallen, z. b. fein inüih-
lein kühlen. Dann aber haben alle diefe diinin. auf
-lein jetzt etwas feierliches, poetifches an ficli und find
in der gewöhnlichen profa denen auf -dien gewichen;
z. b. man fagt nicht mehr mägdlein, hündlein, pfeif
lein, weiblein, fondern mädchen, hündclien, pfeifchen,
Weibchen. Ausgenommen fräulein, das von frauchen
befthnmt gefchieden wird, obfchon das entfprechende
plattd. fröken ganz den ihm jenes fräulein hat.
5. Oberdeutfche Volksmundarten haben auch noch die
erfte und zweite der mlid. formen und zwar mit eigen-
thüinliclien modificationen aufbewahrt.
a. in Öftreich und Baiern wird durch bloßes -el
oder mit und ohne umlaut, verkleinert: rnannel,
weibel, hundel, äugel, füefiel, dieridel oder dienet,
deenel, deandel (puella, für dierndel, diernel), pfoadel
(indufioluin); oder mannl, weibl, hundl, fließ l, dien dl,
deenl, pfoadl. Die abwefenheit des umlauts mag aus
einem in Tirol und der bair. alpe erfcheinQnden -eil her-
rüliren: weibal, dienal (dearndai), buebal, pfocidal, taibal
*) liegt dem dim. ein neutr. zu grund, das den pl. auf -er
bildet, fo nimmt die volksfprache diefes -er zuweilen in den pl.
des dim. auf, z. b. lämmlein, lämmerlein; kindlein, kinderlein;
vgl. hernach (f. 680) eine analoge, noch weitergehende for-
mation bei -chen.
Hans Sachs fagte noch: ein thätlein wagen.
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