Full text: Deutsche Grammatik. - Teil 3

© Hessisches Staatsarchiv 
III. comparation. anomale. 
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lieh die Überfettung von Matth. 9, 17 lehrt, wo jenes 
für veos> diefes für ncurog gebraucht wird; veos fnovus) 
entfpricht zwar buchßäblich dem nivis, aber die bedeu- 
tungen haben ficli geändert*). Dielen unterfchied wah 
ren auch die übrigen dialecle, ahd. junc und niuwi; 
agf. georig und ncov; ahn. üngr und nyr. 
Die fieigerung des goth. joggs in juhizci Luc. 15, 12 
bat eine leite anomalie, weil nach den 1 au Iverhäl lullten 
recht gut juggiza zuläßig wäre. In den andern mund- 
arten ergeht lie aber völlig nach der reget: ahd. junc, 
jurtkiro; agf. geong, gyngra; ahn. üngr, fngri. Eia 
früheres ahd. juhiro, jjtgiräj inuthwäße icii. Der gotli: 
fuper\. juhifts mangelt; ahd. juniiß u. f. w. :44 -jctir+i! 
9. Endlich läßt lieh unter diefe anoinalien auch die 
nbd. adverbialtteigerung gern, lieber und liebfi rechnen, 
da man nicht gerner und gernft lägen darf. Doch heißt 
es agf. ganz nach der regel: georrie, geornor, geornoft, 
aber hier hat iicli auch der adj. gebrauch diefes Worts 
aufrecht erhalten. Die nord. ßeigerung iß gleichfalls 
anomal: fc h w e d. gär na, hä Ire, hälft $ dän. gier ne, 
heller, helft; ahn. giarnan (acc. mal'c., oben f. 95), 
heldr , helft. Man darf wohl auch ein ahd. kerrio, halt 
(f. 592) annehmen, obgleich das regelrechte kerrio, 
lerriör, kern&fi gebräuchlich iß, wie da» mild, gerne, 
gerner, gernft. Die goth. formen entgehen uns zum 
theil. rfti(ßs wird Marc. 6,20 durch gabaurjaba, II. 
Cor. 11,19 durch azetaha übertragen, uarci wovoiov 
Philein. 14 durch gabaurjaba oder das fubßantivifche 
adv. us lußum. Merkwürdig fleht aber gabaurjaba 
II. Cor. 12, 15 auch für den fuperl. rftiora und könnte 
ebenvvohl den comp, tjdiov verdeutlichen-; es fcheint iicli 
alfo kaum zu comparieren. Doch lebe ich keinen grund, 
warum nicht die goth. adv. azelis, futis, oder etwa 
azets, lüts und halds rjöiov, azöliß, lütiß, haldiit rftiora 
ausgedrückt haben follten. 
Bei dem enlgegenßehenden begrif aegre (vix), aegrius, 
aegerrime mögen lieh wiederum verfchiedne adj. begeg 
net haben. Im Ulph. iß kein beifpiel. Ahd. chumo 
(vix), mhd. käme, comp, kämer Ilud. weltchr., fuperl. 
wir tagen noch heute junger wein (vein juggata), nicht 
neuer wein > aber das neue teflament Koavl, nicht das 
junge; wenn T. 66» 8 niwer win verdeutlcht wird, fo iß das ßeif 
nach dem lat. viiium 110 v um*
	        

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