© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 21
III. comparation. anomale.
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freilich überwiegt. Was min die genauere bedeutung
anlangt, fo bildet das golh. ubils allerdings den wahren
gegen falz zu göd« und überfetzt novr^og, z. b. Matth.
5,45. 7, 17. Luc. 6,22- 45. 7,21. 8,2; desgleichen zazos
Rom. 13,3; oanQos Luc. 6,43* Wie aber Ulph. fels
für ayad'os, fo verwendet er auch deffen Verneinung
unfels oder unfelja für nov7]Qos Matth. 5,39* Marc. 7,
22. Luc. 6,35. 19,22- Joh. 17,15. vgl. unfelei (novr^la,
mvovQyia) Marc. 7,22. Luc. 20, 23« Die übrigen dialecte,
welchen das goth. fels, folglich unfels gebricht, haben
dafür andere fynonyina, die zum theil durch jene adver
biale hinneigung von ubil nothwendig geworden find.
Hierher gehört das im ahd. noch ungemein feltne pof!,
das ich nach dem inhd. bce/e fo anfetze, da meine be
lege diefe form nicht vollitändig erweifen: bofin (in-
firmum) N. pf. 23,8. bofe (fragiles, infirmi) N. Bth.
119; 0. ad Harlm. 280 hat thiu boja (malitia, iracun-
dia, nach III. Mof. 19,18) und IY. 4,132 bosheit (ma
litia, nequitia), endlich W. 26> i8* bbsltch (pravus,
malignus). Delio häufiger ifl das mhd. boefe (malus,
vilis) und das nhd. böfe hat ganz den finn von malus
als gegenfatz zu bonus. Unter den übrigen dialeclen
kennt nur der nnl. diefes boos (malus), der mnl., fo
viel ich weiß, noch nicht. Sein urfprung ifi mir ver
borgen, man möchte es fall für undeutlch halten *).
Koch fpäter eingeführt ift das nhd. folilimm (malus,
pravus), nnl. Jlim; es bedeutet eigentlich obliquus, trans-
verfus (Oberlin 1417) **). Bei fchlecht, einem auch
der älteren fprache bekannten wort, hat fich nur die
günftige bedeutung in die nachtheilige verkehrt; das
ahd. mhd. Jleht drückt aus planus, aequus, was wir
heute fchlecht und recht oder fchlicht nennen; als ge
genfatz zu hoch, erhaben nahm es allmählich den finn
an von gemein, niedrig, vilis. Bind, finde ich bofe und
fnode (nhd. fchnöde) fynonym gebraucht, z. b. Detrnar
1, 344. 358. Unfer heutiges arg (malus, pervertüs)
war in der älteren fprache feig, faul, das wider-
fpiel von tapfer und edel. Im altf. fcheint wreth
mehr als im agf. vrd% zuweilen malus, perverfus,
nequain auszufagen; die eigentliche bedeutung ift infen-
*) vgl. flav. bies, bes (diabolus), der böfe, der böfe feind
(Linde 1,106 b ) ; ferb. bjes (furor, rabies , fuperbia). Frifch
denkt auch ans roraau, baufiare, boßare, boifer.
**) darf wiederum au das flav# zly (malus), zlc (male), ferb.
> ilo, gedacht werden?