III. comparation. anomale.
601
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 21
fo unentbehrlich geworden find, daß fie grofienlheils
auxiliarifch zur umichreibung unlergegangner Ilexionen
verwendet werden. Aus diefem gründe begreift lieh
nun, daß ihnen felbft eine höhere, formelle kraft und
io zu lagen eine gewiffe elafticität beiwohnen muß, wel
che lie gefcliickt macht, jenen dienfl; auf das ficherffe
zu erfüllen. Der genius der fpraclie fcheint hier das
innere geheimnis der form mit ihrer äußeren fchönlieit
und brauchbarkeit glück!ich zu vereinbaren. Entbehrten
z. b. die praefenlia mag, kann, darf u. f. w. ihrer ab
lautenden praelerilivform, fo würden lie lieh weit
fchwerfälliger bew'egen und die rede fchieppend machen;
während nunmehr ihre milchung unter wahre praefens-
formen, fo wie die ihrer fchwachen praet. unter Harke
praet. eine angenehme abwechfelung hervorbringt. Yon
ähnlich vortheilhafter Wirkung, dünkt mich, iit auch
die bildung der anomalen comparationen aus verfcliiednen
dämmen; die regelmäßige formation hätte eine, bei
unabläßiger Wiederholung derfelben Wörter fehr empfind
liche, einförmigkeit nach lieh gezogen. Aus bloßer
abnutzung des vielgebrauchten erften Hamms, w f elche es
nöthig gemacht, andere zur hülfe zu nehmen, läßt lieh
die anomalie nicht befriedigend deuten; es muß ihr
zugleich noch ein tieferes bedürfnis zum gründe liegen,
das mit der größeren gediegenheit der alten fprachfor-
men wefentlich zufammenhängt. Ein regelrechtes gut,
guter, guteft, viel, vieler, vielll würde die ffeigerung
weit unkräftiger Ausdrücken, fo wie die gewöhnliche
comparation unteres heutigen groß, größer, größt, klein,
kleiner, kleinff die alte anomalie nicht erfetzt. Es iit
ein bedeutender vortheil, wenn einer fpraclie für ein
fache begriffe mehrfache wurzeln in feffgefetztem wech-
fel geböte liehen.
Unfere anomalie bezieht fich auf zwei ftücke. Ein
mal auf die ftammverfchiedenheit der beiden gelieferten
grade von dem politiv; dann auf die des adverbs von
dem adjecliv. Im erften fall bekennen fich jedoch comp,
und fuperl. falt immer zu der nämlichen Wurzel und
liehen beide dem pof. gegenüber; es kommt nur in der
liebenten anomalie ein beifpiel vor, daß der dritte
grad von einer andern Wurzel wäre, als der zweite.
Der andere fall hat es lediglich mit den beiden po-
litiven zu thun, d. li. die gelieferten grade des
adv. fliimnen beftändig mit denen des adj. , der
vorhin f. 585 gegebnen regel gemäß, kraft welcher