Full text: Deutsche Grammatik. - Teil 3

558 ///. genus. grammatifches. fremder fubjt. 
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 21 
nung*) entziehen, einen buchßaben darin unterdrücken **) 
oder Tein genus verändern, und geben lieber die uns felbft 
Xcliuldige treue auf, indem wir unferm angebornen 
fprachorgan alle mögliche gewalt tliun. Die altdeutfche 
fprache bediente lieh des einer jeden zuftändigen rechts, 
das fremde wort ihren Werkzeugen und gewohnheiten 
zu bequemen. Wie der Grieche aus einem uns unbe 
kannten fcythifchea wort ßomvQov machte (f. 463), um 
ihm einen anklang an ßovg und <tvQog zu geben; fo 
wurde uns ligufticum, libylticum ahd. zu lubiitechal, nlid. 
Hebftöckel; peregrinus, pelegrino zu pilicrim Diut. 1,053, 
pilgrim; facrifta (aedituus) zu ligirifto Diut. 2,322. 3,418* 
ligrift; arcubalifta zu arnibrult (f. 444); pyrelhrum 
zu bertram; chamaedrys mhd. zu gamander (franz. ger- 
mandree); charadrius zu galander (ital. calandra), etwa 
weil jenes den begrif von gamen (freude), diefes den 
von galen (fingen) anregte* carbunculus zu karfunkel, 
weil man an funken, glanz dachte u. f. w. Oft genüg 
ten bloße buchftabverfetzungen (kokatrille f. crocodilus) 
oder zufammenziehungen (kerbel aus cerefolium), um 
dem ausländifchen wort deutfclien anflrich zu geben und 
es einzubürgern. 
Daß das urfprüngliche genus der fremden fubft. am 
wenigflen gefchont wurde, läßt ßch von felbft erwarten, 
da fie ihre organifche, unterer fprache unverständliche, 
flexion einbüßten, folglicli den zufainmenhang diefer 
mit dem genus völlig verloren. Bei Wörtern, die na 
türliches gefchlecht ausdrückten, konnte freilich keine 
abweichung ftattfrnden; das grammatifclie genus hinge 
gen mufte lieh theils nach analogie feines begriffs, theils 
der ihm beigelegten form, eine neue beftimmung gefallen 
laßen, die fowolil von feiner eigentlichen abweichen, 
als damit zufammentreffen durfte. Die übereinftirnmung 
iil gleichwohl weit feltner als die verfchiedenheit. 
A. BeibeJialtnes genus. 
1. Mafculina: lat. urceus, goth. aurlceis, jedoch 
nur muthmaßlich nach dem gen. pl. aurkje Marc. 7,4-8 
und nach dem agf. mafc. orc, pl. orcas; lat. cerifus, ahd. 
z. b. wir acceutuiereu wieder tribüt, die alte fprache tribifry 
z. b. viele nehmen pedantifchen anßoß an der hergebrach 
ten fchreibung Tartar und fetzen gerne Tatar, werden aber keinen 
Italiener bewegen Deutlclio für Tedefco zu fpreclien, noch uufer 
Grieche durch eine dem lat. Graecus näher kommende form 
verdrängen. In folchen Wörtern gilt die überlielerte form mehr 
als die echte.
	        

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