III. genus. grammatifches. fremder fubjt. 557
gewiefen werden mag, für die aber überhaupt
auch die willkür der bei dem genus nach allen
rieh Um gen hin gefchäftigen phantaiie muß geltend
gemacht werden.
Nach dem f. 358 entworfnen plan ift nun noch
III. das genus fremder fubfiantiva
zu betrachten. Uni'ere fprache hat, wie jede andere,
und von der frühften zeit an, ihr wortmaterial aus den
fprachen benachbarter Völker, mit welchen iie in ver
kehr Hand, gemehrt. Von diefen empfiengen wir lachen
und begriffe, die uns vorher gänzlich oder zum theil
unbekannt waren. Völlig neuen fachen blieb die fremde
benennung, die ihnen nun einmal eigen fchien und nur
durch eine undeutliche oder umfehreibende deutlche hätte
erletzt werden können; fo iit uns eine menge von thie-
ren, pflanzen, fruchten aus der fremde zugeführt wor
den, chriftenthum, gelehriämkeit, verfaßung, handel
und ge werbe haben eine große zahl von begriffen in
umlauf gebracht, die lieh gar nicht durch einfache aus-
drücke verdeutichen ließen und von unfern Vorfahren
entweder andächtig oder unbedenklich aufgenommen
wurden. Da wo lieh das eingeführte in einer klaren
abllraction zeigte, unternahmen iie fchon in ältefter zeit
die verdeutfehung, z. b. der begrif baptifinus wurde ohne
icliwierigkeit ins golli. däupeins (von däupjan, immer-
gere), ahcl. toufi übertragen.
Die aufnahme fremder Wörter ift natürlich und un
vermeidlich; iie verletzt kein nationalgefuhl, weil zwi
lchen allen Völkern ein gegenfeitiger austaufch der fa
chen und Wörter ftattfindet, und lie kann, wenn lie in
der rechten fchranke bleibt, fogar den einheimifchen
fprachftof günftig anregen und erweitern.
In der art und weife, wie wir noch heut zu tage
fremde Wörter in untere fprache einlaßen, finde ich
jedoch einen bemerklichen unterfchied. Das altertlium
verfuhr dabei viel naiver und ungezwungner. Unfer
beltreben geht jetzo dahin, die fremden ausdrücke gerade
fo beizubehalten und auszufprechen, wie lie bei dem
volk, von welchem wir he übernehmen, im gange
lind; wir meinen die treue gegen das fremde wort
zu verletzen, wenn wir ihm etwas an feiner beto-