© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 21
läßt fich doch felbft aus diefem zug der fprache die
abhängigkeit des weibes yoii dem mann folgern. In
den bildungen tan, tanne; hals, hälfe; fnit, fnite wallen
andere bezieliungen. Aber hier, wie beim natürlichen
gefchlechl, werden weder liarkformige *) feminina,
noch überhaupt inafculina einfach moviert **}.
Der abgeleiteten motion des natürlichen genus gibt
es nichts analoges bei dein gramrnatifchen; aus apfel,
ball läßt lieh keine äpfelin, bällin bilden. —
Bevor ich das grammalifche genus näher abhandle, muß
ich noch eine reihe von Wörtern beifpielsweife vorwegneh-
men, die zwilchen natürlichem und graminatifchem ge-
Ichleclit gleichiain die mitte halten und üreng genommen
weder jenem noch diefem zugezählt werden dürfen. Das
natürliche kommt ihnen in der that nicht zu, ihr grain-
malifches aber beflimmt lieh nicht wie das der übrigen
Wörter nach einer allgemeinen phantafie, fondern nach
einer wirklichen perfonification. Die fonne ili uns
weiblich, der mond männlich, weil lieh unfer Volk
urfprünglicli beide als ein weibliches und männliches
wefen voritellle. Unter diefer profopopöie begreife ich
hier die ausdrücke für das hochlte wefen, die götter
und göttlich verehrten elemente und naturerfcheinungen.
Nicht feiten werden daraus wirkliche eigennamen.
±. Gott. die goth. fprache unterfcheidet das inafc.
gu\> (deus) gen. guf»s, dat. guf>a ***), worauf das relati-
vum faei folgt (z. b. II. Cor. 4> 6. 5,5) von dem neutr.
gud (idolum) pl. guda (&eoi, S'sovq) Joh. 10, 34. 35.
Ebenfo lieht das ahd. mafc. cot, acc. cotan, ab von dem
neutr. ctbcot (idolum) pl. abcotir, abcutir. Auch im agf.
muß god pl. godas, wenn vom wahren, aber god, pl.
godu, wenn vom falfclien gott die rede ili, gefetzt wer-
*) zwifchen dem hernach beim genus der bäume anzufiih-
renden altn. \>ullr (pinus) und (abies) fehe ich darum Kein
motionsverhältnis; vielleicht aber zwifchen dem ahd. uvo (bubo)
und iuwila (noctua).
**) beifpiele diefer einfachen motion für das grammatifche
genus werden fich auch aus dem lat. und griech. fammeln laßen:
pilus (haar), pila (ball, mit haaren ausgefiopft?); arcus (ge-
wölhe), arca (gewölbte kitte?); nuxuiiog fcheint fich fa/t zu
zu verhalten, wie rohr zu röhre; vom , (/.C^ und dem
merkwürdigen lat. malus > maluni; pomus, pomurn im verfolg.
***) die hlT. fchreiben gp, gfs , gfa.