© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 21
III. pronominulb. zufammenfetz. fvfßxe. uh. 23
8. Noch öfter, als ei, wird das goth. liifüx uh ver
wendet, und auf das inannigfaclifte nicht bloß an pro-
nomina, iöndern auch an partikela und verba gehängt.
Stoßt es auf einen auslautenden vocal, fo erfolgen eii-
honen, und zwar weicht dem uh jedes vorausgehende
Ilexions -a (z. b. in f>ammuli, fatuh, f>anuh); umge
kehrt weicht das u wurzelbaftem a und i, fo daß ein
bloßes h fuffigiert w ird (z. b. in fall, hvali, fvah, nih);
nach langem vocal fclieint das u meilt zu fcliwinden
(loh), feiten zu haften (hvouh); einigemal entfpringt
langer vocal aus den beiden kurzen (hvaiurneh, hvanoh) #
Ich halte diele goth. partikel für identifcli mit dem
lat. que (— nt) und vergleiche das gr. aal und die
enclilica y.e. Goth. II entfpricht dem lat. K; das uhzzha
darf nicht befremden, da in dem ganz analogen lat.
et IT gr. <te die nämliche umkehrung vorgeht. Den
beweis liefern die compolita goth. nih ~ lat. nec, d. i.
netjue (vgl. /uijTz, ovxe) *) ; goth. fvah — lat. fic; goth.
dere pronominalformen entfpringen, oder infoweit es zum verfiänd-
nis diefer formen nüthig Ichien. Doch mag „zum fchluß eine
allgemeinere betrachtung platz finden. Die deutl'che fprache geht
bei dem relativum ihren eigenen gang, andere fprachen haben
dafür ein ganz declinables pronomen, das lieh mit dem perfönlichen
oder demonltrativeu gar nicht berührt. Das fanfkr. jas, ja, jat
fieht dem fas, fä, tat und dein kas, ka, kirn zur feite, das gr.
o$, l}, o dem o, >/, to ; das lat. qui, quae, quod ift bloße modifi-
catiou des fragworts quis , quae, quid; auch das flav. koi, koji ift
interrogativer natur und diefer richtung folgt fpäier auch unfere
fprache, wenn fie die iuterrogativa welcher, who, which u. f. w.
relativ anvvendet. Urfprüuglich aber beruht das deutl'che relativum
auf indeclinabeln partikeln, die es entvv. an und für lieh ausdrücken
oder durch anfchließung an perfönliche und demonfirative prono-
lnina erzeugen. Hieraus ergeben fich beziehungen auf diele und
unterfchiede, wovon andere fprachen nichts wißen. Im goth.
erfcheint die verfchinelzung des ei mit Ja, lö, J>at am voliendetlieu;
im hoclid. ift durch abforption des i und dar alle relative kraft
auf das demonfirativum übertragen worden, das fich allmälich
auch in beziehungen auf die erfie und zweite perfou geltend
machte. — Merkwürdig fcheint und vielleicht aus deutfehem
(aber fehr frühem) einfluß zu deuten, weil es allen übrigen flav.
dialecten abgeht, das krainifche fuffix -r, wodurch indeclinable
(ich meine, nur in der mitte declinierende) relativa aus interro
gativen gebildet werden, nämlich aus kdö, köga, komu: kdor,
kogar, komur und fo auch bei bloßen adverbien, vgl. Kopitar
p. 296- 297.
*) vom lat. hie, haec, hoc, huic, hunc , haue und den parti
keln niiiic, tune, huc, iliuc etc. die alle ein verwandtes c-fuf-