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III. genus. grammatisches.
Eine wirkliche motion, im finne der bei dem natür
lichen genus iftatt findenden ift bei dem grammatifchen
deshalb nicht anzunehmen (oben f. 317), weil auch da,
wo in zwei nebeneinander flehenden Wörtern graminati-
fclies gefchlechts diefelbe Wurzel ein tritt, das dort zu
gründe liegende natürliche Verhältnis von mann und
frau nothwendig mangelt. IndelTen läßt lieh doch nicht
verkennen, daß in dergleichen Wortbildungen und ab-
leitungen zuweilen ein jener motion analoges verfahren
felbft der bedeutung nach bemerklich wird. Die äußere
form flimmt völlig zulammen. Es mag nicht unwichtig
lein, die hauptfächlichflen beifpiele hier zu fammein,
weil dadurch einiges licht auf das wefen der eigentlichen
motion kann geworfen werden. Wir fehen auch hier
weibliche fchwache fubftantiva aus männlichen Harken
oder fchwachen, manchmal aus neutralen erwachfen:
goth. tdins (vimen, furculus), tdinj6 (corbis viminibus
texta) ahd. zein, zeinna — zeinja; agf. vilig (falix)
engl, willow, vilige, gen. viligean (fporta e viminibus
faligneis contexta) ; ahd. ßein (lapis), fleinna — Hein ja
(olla lapidea); ahd. hciru (linum), licirra — harja (fac-
cus linteus) gl. rnonf. 334. 356. N. 29, 121 mhd. tati
(ülva, pinetum) Nib. 856* 4. Wigal. 2225. 5835* Iroj.
11731. tanne (pinus, abies)*); mhd. hals (collum),
hälfe (collare) a. Tit. 137. En. 1778; mhd. Jhit (incilio),
fnite (buccella); ahd. farmano (contemtor), farmaria
(contemtus); ahd. loup (folium), loupa (uinbraculuin)
nhd, laub, laube t, ahd. r6r (arundo, calamus) gl. einin.
414. Diut. 1,530 a r&rra oder rörja (tubus, canalis) gl.
monf. 335. 340. Diut. ±, 497 a T. 64, 4. 69, 9. 200, 3- mhd.
r6r, roere En. 2493. 96. nhd. rohr, röhre, die ver-
muthliche goth. form wäre raus und rauijö. Diele fo ge
bildeten ichwachen feininina verhalten lieh zu den ihnen
unterliegenden mafc. und neutris unverkennbar wie die
f. 333* aufgeführten inovierten feminina zu ihren Häminen.
tainjo, vilige, Iteinna, harra, loupa, rörra bezeichnen das
aus der weide, dem Hein, flachs, laub und rohr hervor
gegangene und geichaffene, davon abhängige. Wenn inan
auch hierin keine beHärkung der rnythe, daß die frau
aus dem mann gefchalfen worden fit, finden mag, fo
*) neben ahd. tanna (abies} kenne ich kein mafc. tan; es
ift überhaupt zu bemerken, daß beide Wörter dem agf. und nord.
dialect fehlen, bloß mnd. dan (filva) tluyd. op St. 2*71 “73 und
uul. denne (abies).