© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 21
312 III, genus. einleitung,
Nächhdem aber hat fich das genus am adjecliv weit
lebendiger ausgeprägt als am fubltantiv. Jedes einzelne
lübhantiv ilt nur einem gefchlecht zugelhan, dagegen
alle adjectiya drei gefchlechter an lieh entwickeln, folg
lich, weil lie in unfrei? (und der flävifchen) fprache
zugleich der Harken und fchwachen form befähigt lind,
fechs declinierbare gehalten hervorbringen*
Man kann den genitiv und dativ die ausdruckvoll-
hen, kräftighen cafus nennen, deren form lieh länger
individuell erhält als die des nom. und acc. *). Wäh
rend nun im neutro durchgängig nom. und acc. zu-
fammenfallen, thun lie es im fern, meihentheils (giba,
giba; gibos, gibos, aber anhs, anlt; anheis, anftins;
tuggö, tuggön, doch luggöns, tuggöris), im male, zu
weilen (hanans, hanans; aber fifks, lifk; fifkös, fifkans;
liana, lianan) und die ahd, inundart pflegt lebendigen
fublt. mafculinis den hervorhebenden adjectivifchen fg.
auf -an zu gewähren. Das neutrum, im nom. und
acc. noch lodter als das femininum, über trifft diefes
im gen. und dativ, die es itets mit dem mafc. gemein
hat (vaurdis, vaurda; vaurde, vaurdam; halrtins, hair-
tin; hairlane, haxrtam). Wir unterfcheiden nhd. Wor
tes und worle, obgleich unfere feminina im fg. des
fublt. aller kraft verlultig gehen, cafus zu bezeichnen.
Nur wo männliche und weibliche flexionen völlig
einander gleich lind, wie im gr. o, 7} av&Qwnos, o, q
nalg, o, rj ßctQVToros, o, ?; evyaQig, im lat. dux, bos,
felix, fortis u. f. w. ilt von einem genus commune
(holvov) die rede **). Der fall findet alfo im ahd.
mhd. und nhd. durchaus nicht fiatt, ih aber in der
goth. dritten decl. gedenkbar (gramm. 1, 801), z. b.
ulbandus, gen. ulbandäus könnte 6 und rj na/uyiog be
deuten, afilus, atiläus 6 und y bvog, welches ich mit
Luc. 19, 30 wirklich belege, wo fulan afiläus offenbar *
werden foll. Hierher gehören auch folgende hellen: minne ift
da^ ein er, ift da£ ein fi? a. Tit. 58; fibenftunt ift i£ er, wileu
ft Diut. 26» vgl. MS. 2, 34 a : ih e'5 wip öder ift e'5 man?
die romauifchen fpracheu timfchreiben bloß den gen. uud
dat. durch praepoßtionen; nom. und acc. finkt ihnen zu rammen,
mal1 unterfcheide das genus iwüeoivov, wenn ein gefetztes
männliches gefchlecht zugleich das weibliche ausdrückt oder um
gekehrt, z. b. der adler, der fifch, die fchwalbe, die maus.