© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 21
III, genus. einleitung
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SECHSTES CAPITEL.
GENU S.
Die deutfche fprache zeigt, gleich, der indifchen,
griechifchen, lateinifchen und flavifchen, für alle und
jede nomina ein dreifaches gefchlecht *), das männ
liche, weibliche und neutrale (yeros ÜQQeyinoy, &rj-
)möv, ovdeTEQov) **).
Diefer unterfchied greift fo tief in das wefen des
nomens und feiner formen wie der zwifchen activum,
pafüVura und medium in die des verbums. Beide ein-
theilungen laßen lieh in mehr als einer hinlicht ver
gleichen; das aclivum erfcheint wie das mafeulinum als
die wichtiglte und utfprünglichile form, das paflivum
wie das femininum als eine aus jenem abgeleitete, das
medium wie das neutrum als eine mifchung oder Ver
bindung activer und paffiver, männlicher und weibli
cher formen.
Das gefchlechtsverhältnis haftet nirgends dauernder
als am pronomen der dritten perfon, gewilfermaßen
einem typus für die ganze declination. Dialecte, in
welchen lieh die genusformen zuiiieift abgefchlifPen ha
ben, wie der dänifche und englifche, bewahren iie da
her noch wenigitens in dem pronomen lian, hun, det,
he, fhe, it ***).
vortheilhafter wäre es, wenn wir für genus das dem lat.
lind griech. ausdruck ganz entfprechende goth. kuni, ahd. chunni
gebrauchen und gefchlecht auf den begriff von fexus eiufchrän-
ken konnten.
letzteres hat man verfchiedentlicli heflimmter zu benennen
gefucht , das fachliche^ dingliche, ungewijfe. Niederländifche
granmiatiker nennen es onzijdig (das lieh auf keine feite neigt),
dänifche hverkenkiön oder intetkion; polnifche rodzay niiaki, fer-
bifche frednji (genus medium) u. f. w.
***) und praefigieren es, wie hernach gezeigt werden wird,
den iübfiautiven, da wo das gefchlecht uothweiidig bezeichnet