© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 21
III. adverbia. adjectivifche. abgeleitete. 117
ungewöhnlichen adv. auf ig im gang find: ruhig, ewig,
gnädig y willig, inßändig > tiflig, und l'o darf jedes
adj. auf zg* adverbial flehen. Ferner leuchtet ein, warum
die inhd. befondere adverbialform lieh als folche auf
hört und nhd. adv. auf lieh fall nur von forlgüiiigen
adj. auf lieh gebraucht werden. Seitdem es durchge-
führt war, adv. und adj. auf einen und denfelben fuß
zu fetzen, erfchien das adverbiale lieh Überfluß ig und
fchleppgnd ; inan lagt daher kühn, fchnell, tief, trüb,
weife und nicht mehr kühnlich, fchnellich u. f. w.;
als ausnahme hat fleh die HcMovxa in einzelnen adv.
feftgefetzt, deren adj. ausgeltorben find, z. b. freilich,
wahrlich (2, 661) *).
7. Niil. wie nhd. das e fall überall weggeworfen:
diep, dicht, dich> eng, h&g , lang, fchon, Jnel,
vaji, zer, zoet u. f. w. lind formen für das adv. wie
für das adj,; nur in einigen fallen dauert die endung e
fort, namentlich in gerne, dra (cito) entfpringt aus
drade, drae. Adv. auf ig haben keinen anltoß: luftige
magtig, flag (femper, für fladig), geweldig u. a. m. ;
die auf Uh: lieflik, Jchnellih, vrolik u. L w. erfcheinen
in inenge.
Anmerkungen zu 1 — 7-
a. in der adverbialform dauern manche werter lan
ger fort, als in der adjectivifchen felblt. fo gilt neben
dem nhd. kaum, lehr, ichier kein paralleles adj., eben
fo wenig läßt es fleh zu dem altf. tulgo, dem ahd.
wcäo (tepide) K. 25 a ri^ilo (curfim) Doc. 23l b * za dem
goih. J>ruJJaba, arniba nachweifen.
Adelung hat fich durch diefe nhd. formelle parität des adj#
und adv. zu der ungrammatischen lehre verleiten laßen, unfer
unfleetiertes und ohne kennzeichen gefetztes ad}, fei kein folches,
fondern ein adv., als wenn die ahfchleiiung der form einen fo
wefentlicheu und logifcheu uuterlchied, wie der zwilchen adj.
und adv. ift, jemals aufheben konnte; bleibt doch in zahllofeu
anderen fällen ein wort nach Vernichtung feiner endung fubftantiell
immer was es war. Die adelungifehe paradoxie, in dem fatz:
der bäum ift grün, fei grün adverb, verurtheilt nicht nur der
darangehaltne maßflab jeder anderen fprache, fondern auch unfer
eigner dialect, wenn man ihn hiftorifch betrachtet (jmhd. der
bomn ift grüeiie, nicht gruone); kann doch felbft das dem fühlt,
verbuudne adj. unflectiert geletzt werden , z. b. mit liehten fparren
rot Gudr. 71 a ? üf finen. knien alfö bar Karl $a, üi der werlte breit
Diut.3,60, in welchem falle es noch ungereimter wäre, rot, bar,
breit für ein adv. auszugeben.