Ihrer Gegenwart würdigen werden. Auf meiner Rückreise
hatte ich in Berlin noch manchen schönen Genuß, unter anderem
hörte ich bei St. Lubin Ihr Quartett in d moll, (op 74) das mich
im Geist nach Halberstadt versetzte, und wehmütig schöne
Erinnerungen weckte. Es begeisterte alle Zuhörer dergestalt,
daß selbst Spontini, (den Sie gerade nicht zu Ihren Freunden
zu zählen brauchen) und welcher die Partitur bei 2 Lichtern las,
einmal nach dem andern ausrief: „C‘est une imagination
admirable!“ Ob indeß seine enorme Fantasie (wie
Madame Spontini immer sagt) dieß Quartett gefaßt hatte, will
ich nicht behaupten; für mich gehörte die Erscheinung dieses
Mannes nicht zu den angenehmsten.
In Breslau fühle ich mich jetzt wieder recht heimisch; und
in meinem Geiste bin ich unter meinen Kunstfreunden mehr
bei Ihnen, als ich’s unter Kassels Bewohnern war, die denn doch noch
lange nicht wissen, wen sie besitzen. Unsere Organisten
haben Sie besonders mit der Durchführung Ihres Ambro-
sianischen Lobgesanges begeistert. Faust wurde neulich wieder
bei vollem Hause gegeben.
Ihrem Fräulein.Schwägerin bitte ich meinen Dank für die letzte
freundliche Zuschrift zu sagen, und sie auf die Ankunft der
d moll Sinfonie (à 4 mains) vorzubereiten; ebenso die lieben Ihrigen,
sowie meine sonstigen Freunde herzlich zu grüßen, und recht
bald mit Ihren lieben Zeilen zu erfreuen.
Ihren treuen Verehrer
Adolph Hesse
Volltext von: Karl Traugott Goldbach, Spohr-Briefe
www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1834122131