© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 79
Der Königs Sohn läßt «in Kriegsschiff bauen.
Wie nimmer eins vor auf dem Waßer zu schauen.
Zu beiden Seiten war vergoldet die Wand,
Darauf des Herren Wort geschrieben stand.
Und vorn gemahlet am Schiffsschnabel hoch:
Wie der Königs Sohn an die Brust seine Jungfrau zog.
Und außen da standen die Löwen klein.
Der eine goldig, der ander' in blauem Schein.
Und in dem Schiff da stand ein Mast,
Der hatte fünf hundert Nobel gekost.
Und an dem Mast ein Wimpel weht.
Solch einer kam nimmermehr in die Nord See.
Die Linker all mit rothem Gold belegt,
Die Segel all von zarten Binsen gedreht.
Jedes Tau, das war darin,
Das war befestigt mit Seide-Zwirn.
Jedes Tau und auch jedes Band
War gewebt von der Jungfrau mit eigener Hand.
Die Segel waren von Seide so rein.
So manche Fenster mogten im Schiffe seyn.
Hoch über den Segeln da stand ein Kreuz:
Unser Herr Jesus möge mit uns seyn!
Der König gab seinem Sohn die Lehr:
„Mein lieber Sohn, denk du an Ehr."
„Denk du an Ruhm, denk du an Ehr,
Laß den Pfennig werden nicht dein Herr."
„Spar du nicht das Silber, spar du nicht das Gold,
Gib deinem Diener, der dir ist hold."