© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L77
FALKENJAGD
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Albertus magnus hält den sacer falco für den ersten und läszt dann
den girofalco folgen, was andere umkehren. Diesen beiden edelsten
falken zunächst stand der montanarius und peregrinus (pilgrimfalke,
faucon pelerin), der lanerius, nidasius (vergl. nisus), ramagius (franz.
ramage) und terciolus (mhd. terze terzel). das sp. gavilan bezeichnet
sperber, aber auch den abgerichteten, den Angelsachsen hiesz der
pilgrim vealhhafoc vealhafoc von vealh peregrinus, woher sich das altn.
valr leitet, weder von falco noch vultur. der lanerius kommt auch
unter dem mhd. namen sweimaere vor, von sweimen kreisen, jenem
gyrare *.
Leicht geschah es, dasz der name auf das ros und den hund 52
übertragen wurde, denen gleiche schnelle und stärke zukam. Dieterichs
und Wolfdieterichs rosse hieszen Falke und noch heute heiszen so
Windspiele, wie sl. sokol, vgl. canis acceptoricius in den lex Fris. 4, 4.
Sparva bedeutet dem Ulfdas gtqovS-Iov, scheint aber, wie gtqov-
&og für adler und strausz gilt, in den begrif des raubvogels auszu
weichen. ahd. sparo passer, ags. spearva, altn. spörr, engl, sparrow,
schwed. sparf, dän. spurve, nhd. Sperling; dagegen ahd. sparawari,
mhd. sperwaere, nhd. sperber, it. sparviere, franz. epervier für nisus,
schwed. sparfhök, dän. spurvehög, engl, sparrowhawk, gleichsam auf
Sperlinge jagend, des sperbers Weibchen ahd. sprinzä nisula, mhd.
das sprinzelin.
Den Aegyptern war sperber oder habicht (koptisch hak) einer der
heiligsten vögel, der in den hieroglyphen vielfach wiederkehrt, ich
habe schon anderwärts hervorgehoben, dasz das den wind vorstellende
bild eines sperbers mit ausgebreiteten schwingen bedeutsam mit unsrer
altdeutschen und altnord, anschauung Zusammentritt (mytliol. s. 600.
601); hinzugenommen die Zeugnisse für die heiligkeit des weihen,
wanneweihen und krahuc wird das hohe alterthum der falkenjagd bei
Deutschen und Slaven kaum dem zweifei unterliegen.
* mirotza, den bask. namen des falken, weisz ich nirgend anzuknüpfen.