© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 44
Pabst Gregor II. berührt (um das Jabr 726) in einem Schreiben an
Leo den Isaurier den Briefwechsel zwischen Abgarus und Christus, und das
wunderbare dem Könige von dem Heiland zugesendete Bild.
Nähere Nachrichten von der Entstehung des Bildes gibt Johannes von
Damascus (fum das Jahr 760). Hier ist weder von der Krankheit des Ab
garus noch von seinem Brief an Christus und dessen Antwort die Rede, son
dern Abgarus, von göttlicher Liebe zu dem Herrn entzündet, schickt Ge
sandte an ihn mit dem Auftrag ihn zu sich einzuladen. Können sie das nicht
erlangen, so sollen sie ein Gemälde von seinem Antlitz mitbringen. Als der,
welcher Alles weifs und Alles vermag, dies inne wird, nimmt er eine Leine
wand, hält sie an sein Antlitz, und drückt es darauf ab. So in einer Stelle
{de imaginibus lib. 1), die sich auf alte Überlieferung stützt. In einer andern
{de fide ortliodoxa lib. 4. capAl) eine abweichende Erzählung, wobei der
mündlichen Sage Erwähnung geschieht. Abgarus schickt nicht Gesandte an
Christus ihn einzuladen sondern einen Maler, der sein Antlitz nachbilden
soll. Allein der Maler vermag es nicht wegen des Glanzes, der von Christi
Antlitz strahlt. Da hält der Herr seinen Mantel an das göttliche, lebenschaf
fende Gesicht, und drückt sein Bild darin ab, welches er dann dem Abga
rus sendet.
Das Dasein des Bildes zu Edessa bezeugt die zweite im Jahr 787 ge
haltene nicäische Kirchenversammlung {act. 5), wo Leo, Lector der Kirche
zu Constantinopel, ein heiliges, nicht von Menschenhänden gemachtes Bild
in jener Stadt gesehen zu haben versichert, das von den Gläubigen sei ver
ehrt und angebetet worden.
Die reichste Auffafsung der Sage findet sich in einer eigenen Schrift
über das Bild zu Edessa und dessen (und des Briefs Christi an Abgarus) fei
erliche Wegführung nach Constantinopel im Jahr 944. Sie ist von dem Kai
ser Constantinus Porphyrogenneta (*f* 959) verfafst, und in dem Manipulus
originum rerumque constantinopolitanarum von Franc. Combefis {Paris. 1664.
4) abgedruckt. Als Quelle nennt Constantin schriftliche Denkmäler und münd
liche Überlieferungen aus Syrien: er gedenkt zugleich der abweichenden Er
zählung des Euagrius.
Abgarus, König von Edessa, von zweifacher Krankheit, von Gicht und
Aussatz, gequält und entstellt, hat sich dem Anblick der Menschen entzogen.
Ananias, einer seiner Diener, kommt von einer Reise nach Ägypten zurück,
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