Full text: Der Weltkrieg 1914 - 1918 (2a)

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das russische Polen dabei mit allen seinen Schwächen gründlich 
kennen lernten. Von diesem gänzlichen Mangel an Kultur machte 
sich für uns besonders unangenehm fühlbar die mangelhaftigkeit 
der Wege, die den Marsch sehr erschwertet. Der Eindruck, den ich 
hier von dem Lande Polen gewann, ist durch spätere Beobachtungen 
voll bestätigt worden. Die unverkennbaren Mißstände sind aber 
nicht sosehr auf das Volk zurückzuführen, als auf die schlechte 
Verwaltuhg. Jeder, der nur etwas Macht hat, nutzt sie aus. Der 
leidende Teil ist immer das Volk, das vom Adel, den Besitzern u. 
Beamten bedrückt u. ausgesogen wird. Die Bevölkerung ist an sich 
bildungsfähig, sehr unterwürfig, neigt aber zur Verstellung u. 
Heuchelei. Das ist die Folge dauernder Abhängigkeit u. der Un= 
möglichkeit, hoch zu kommen. Es gibt nur reiche Besitzer u. arme 
Besitzlose. Der Unterschied zwischen Reich u. Arm v/ird über= 
haupt immer größer, je weiter man nach Osten kommt. Das fängt 
schon im deutschen Osten an. Das Land Polen ist fruchtbar u. 
entwicklungsfähig, aber in jeder Weise vernachlässigt. 
* 
Unser Vormarsch in Südpolen tat sofort seine beabsichtigte 
Wirkung. Die Russen zogen von der Front gegen die Österreicher 
in Galizien starke Kräfte fort u. schoben sie hinter der Weich= 
sei nach Norden. Ihre Versuche, die Weichsel bei Ivangorod zu 
überschreiten, wurden von unseren vordersten Truppen abgewiesen 
Anderseits war aber auch für uns die Möglichkeit ausgeschlossen 
die Weichsel zu überschreiten, da die Russen in großen Massen 
dahinter standen. 
Der Vormarsch auf Warschau. 
An dem Tage, an dem die 9. Armee die Höhe der Stadt Radom 
erreicht hatte, traten auch die Österreicher südlich der Weichsel 
den Vormarsch auf den San an. Mit leichter Mühe überschritten sie 
die schwach besetzte Wisloka u. erreichten am 1o.1o.14, das linke 
Ufer des San. Nun war es ihre Aufgabe, auch diesen Fluß zu über= 
schreiten, damit die Russen daran gehindert würde, weitere Kräfte 
hinter der Weichsel nach Norden vor unsere Front zu ziehen. 
Diese Truppenverschiebungen der Russen fingen schon an, für die 
* * « • 
9.Armee bedrohlich zu werden wegen der Gefahr der Überflügelung 
von links. Gelang es etwa den Russen, mit starken Kräften aus 
der
	        
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