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zurückgehe, daß diese aher gehalten werden würde. Die am Waldrande ne=
ben uns stehenden Honved 15 und 18 hielten angeblich noch ihre Stellung,
Bald nach dieser wenig erfreulichen Meldung erschien ein neuer Hiobsbo
te, und zwar diesmal ein Ördonnanzoffizier. Je schlimmer die Nachsicht
war, desto mehr sank der Überbringer im Dienstrang. Dieser letzte teil=
und nicht zu finden„wäre .,, __
te mit, daß Honved 15 bereits zurückgegangen sei, und daß der unmittel
bar neben uns stehende Honved 18 bereits auch anfinge abzubröckeln. Das
waren schlimme Bachrichten und die Lage für uns faul, oberfaul!
Wenn Honved 18 tatsächlich zurückging, dann wurde der rechte Flügel
vom Rgt.217 frei und kam in die Gefahr, aufgerollt zu werden. Dann war«
aber auch die ganze vorgeschobene Stellung der 47.Res.Div. nicht mehr
zu halten. Drängten dann die Russen stark nach, dann konnte uns sogar
der Rückzug über die Y/ysnica abgeschnitten werden. Das waren die Gedan=
kengänge, die mir kamen, die ich aber nicht aussprach. Um der ersten Ge =
fahr zu begegnen, schickte ich das einzige noch zu meiner Verfügung et“
stehende Bataillon des Rgts. III.219 (Major v.Schmeling) vor, um den
rechten Flügel der Honved 18 zu stützen oder aufzuhalten. Dem Komman=
deur gab ich die Anweisung, hinter diesem Regiment auszuschwärmen und
die Leute
-fräiier sie zurückgingen, mit Waffengewalt wieder vorzubringen.
Eine weitere Verschärfung der Lage trat dadurch ein, daß die Russen
nun auch unsere ganze Front stark angegriffen, nachdem sie das durch
Artilleriefeuer während des ganzen Nachmittags vorbereitet hatten. Der
Hauptangriff richtete sich gegen den linken Flügel bei Boby. Meine letz»
te Reserve waren 2 Kompagnia«en von 217. Die ließ ich für alle Fälle
bei Nikolajewka eine AufnahmeStellung nehmen.
Die Spannung der Lage erreichte ihren Höhepunkt, als mir gemeldet
wurde, daß westlich von Boby die Russen in einer kleinen Lücke zwi=
sehen 218 und den anschließenden Teilen der anderen Brigade durchgebro=
chen seien. Das war schlimm, denn ich hatte nichts mehr in der Hand,was
ich dagegen einsetzen konnte. Die Lage war so, daß sich der Brigadestab
auf seinem Gefechtsstand im Walde südlich von Nikolajewka zur Selbstver*
teidigung einrichtete und für alle Fälle den Revolver spannte. Alles,
was eine Schußwaffe hatte, besetzte den Waldrand.
Meine menschlichen Empfindungen wurden noch dadurch belastet, daß
sich mein Sohn Willi auf dem Truppenverbandplatz von III./218 in der
Kirche von Boby als Arzt betätigte, diese dauernd unter schwerem
Artilleriefeuer lag und bei dem gemeldeten Durchbruch eigentliche ab
geschnitten sein mußte. Er selbst hatte, wie er mir später berichtete,
die Lage garnicht so tragisch empfunden. Er hatte auch schon früher Be=
weise von Ruhe und Kaltblütigkeit gebracht.
Ich konnte den Lauf der Dinge nicht mehr hemmen und wartete in Ruhe
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