Full text: Der Weltkrieg 1914 - 1918 (2a)

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zurückgehe, daß diese aher gehalten werden würde. Die am Waldrande ne= 
ben uns stehenden Honved 15 und 18 hielten angeblich noch ihre Stellung, 
Bald nach dieser wenig erfreulichen Meldung erschien ein neuer Hiobsbo 
te, und zwar diesmal ein Ördonnanzoffizier. Je schlimmer die Nachsicht 
war, desto mehr sank der Überbringer im Dienstrang. Dieser letzte teil= 
und nicht zu finden„wäre .,, __ 
te mit, daß Honved 15 bereits zurückgegangen sei, und daß der unmittel 
bar neben uns stehende Honved 18 bereits auch anfinge abzubröckeln. Das 
waren schlimme Bachrichten und die Lage für uns faul, oberfaul! 
Wenn Honved 18 tatsächlich zurückging, dann wurde der rechte Flügel 
vom Rgt.217 frei und kam in die Gefahr, aufgerollt zu werden. Dann war« 
aber auch die ganze vorgeschobene Stellung der 47.Res.Div. nicht mehr 
zu halten. Drängten dann die Russen stark nach, dann konnte uns sogar 
der Rückzug über die Y/ysnica abgeschnitten werden. Das waren die Gedan= 
kengänge, die mir kamen, die ich aber nicht aussprach. Um der ersten Ge = 
fahr zu begegnen, schickte ich das einzige noch zu meiner Verfügung et“ 
stehende Bataillon des Rgts. III.219 (Major v.Schmeling) vor, um den 
rechten Flügel der Honved 18 zu stützen oder aufzuhalten. Dem Komman= 
deur gab ich die Anweisung, hinter diesem Regiment auszuschwärmen und 
die Leute 
-fräiier sie zurückgingen, mit Waffengewalt wieder vorzubringen. 
Eine weitere Verschärfung der Lage trat dadurch ein, daß die Russen 
nun auch unsere ganze Front stark angegriffen, nachdem sie das durch 
Artilleriefeuer während des ganzen Nachmittags vorbereitet hatten. Der 
Hauptangriff richtete sich gegen den linken Flügel bei Boby. Meine letz» 
te Reserve waren 2 Kompagnia«en von 217. Die ließ ich für alle Fälle 
bei Nikolajewka eine AufnahmeStellung nehmen. 
Die Spannung der Lage erreichte ihren Höhepunkt, als mir gemeldet 
wurde, daß westlich von Boby die Russen in einer kleinen Lücke zwi= 
sehen 218 und den anschließenden Teilen der anderen Brigade durchgebro= 
chen seien. Das war schlimm, denn ich hatte nichts mehr in der Hand,was 
ich dagegen einsetzen konnte. Die Lage war so, daß sich der Brigadestab 
auf seinem Gefechtsstand im Walde südlich von Nikolajewka zur Selbstver* 
teidigung einrichtete und für alle Fälle den Revolver spannte. Alles, 
was eine Schußwaffe hatte, besetzte den Waldrand. 
Meine menschlichen Empfindungen wurden noch dadurch belastet, daß 
sich mein Sohn Willi auf dem Truppenverbandplatz von III./218 in der 
Kirche von Boby als Arzt betätigte, diese dauernd unter schwerem 
Artilleriefeuer lag und bei dem gemeldeten Durchbruch eigentliche ab 
geschnitten sein mußte. Er selbst hatte, wie er mir später berichtete, 
die Lage garnicht so tragisch empfunden. Er hatte auch schon früher Be= 
weise von Ruhe und Kaltblütigkeit gebracht. 
Ich konnte den Lauf der Dinge nicht mehr hemmen und wartete in Ruhe 
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