Full text: 50 Jahre Aachener Bürger-Bräu























noch heute mit Freude und stiller Wehmut der schönen Zeiten, 
wo er mit feuchtfröhlichen Gesellen dort Stunden ungetrübter 
Heiterkeit verleben durfte! Und mancher erinnert sich gerne des 
immer tätigen, immer liebenswürdigen Hospes, des Herrn Peter 
Wiertz, der mit stiller Sorge würdig seines Amtes waltete. Und 
gewiß auch des „Nonk", des unverheiratet gebliebenen Bruders 
Johann Wiertz, der ebenfalls im Geschäfte tätig war. Seine 
lautere Gesinnung, sein zuvorkommendes Wesen und seine stets 
gleichbleibende Gemütsruhe machten ihn überall beliebt. Dem 
Unternehmen war er eine treue, wertvolle Stütze. 
Der Brauereibetrieb beschränkte sich bis zum Jahre 1890 
auf die Herstellung des Bedarfs der eigenen Wirtschaft, der von 
Jahr zu Jahr stieg und an sich schon manche Vergrößerungen und 
Verbesserungen der Brauereieinrichtung nötig machte. Im Jahre 
1883 wurde der Bau eines Lager- und Eiskellers in Angriff ge- 
nommen. War bisher noch der Handbetrieb ausreichend gewesen, 
so wurde jetzt eine Dampfmaschine mit einem stehenden Dampf- 
kessel, gebaut von der Firma F. W. Bündgens, angeschafft, der 
im Jahre 1889 durch einen liegenden Flammrohrkessel der Firma 
P. Dupuis ersetzt wurde. 
Die steigende Beliebtheit des Wiertz'schen Bieres führte 
im Jahre 1890 zur Angliederung eines Flaschenbiergeschäfts, 
allerdings anfangs in bescheidenen Grenzen. Bei dieser Gelegenheit 
wurde denn auch das erste Pferd angeschafft — ein prachtvoller 
Schimmel, der wert erachtet wurde, im Bilde verewigt zu 
werden und daher auch seinen Platz in dieser Festschrift finden 
soll. Unter Führung des ersten Bierkutschers F. Misere zog er 
den ersten Wiertz'schen Bierwagen stolz durch die Straßen der 
Stadt. Aber das erste Biergespann blieb nicht lange das einzige; 
beim Ausbruch des Weltkrieges 1914 stand das Wiertz'sche Flaschen- 
biergeschäft mit zehn Bierwagen an erster Stelle in der Stadt 
und der weiteren Umgebung. Im genannten Jahre erreichte der 
Absatz die Höhe von zwei Millionen Flaschen. 
 
Mit dem zunehmenden Verbrauch in Flaschenbier ging die 
Verbesserung und Vergrößerung der Abfüll-Anlagen Hand in Hand. 
Den Gummischlauch ersetzte bald der Abfüllapparat. Dieser 
wurde durch den Gegendruck-Apparat mit Hand- und Fußbetrieb 
verdrängt, der längst wieder den heute im Gebrauch befindlichen 
modernen automatischen Flaschenfüllern Platz gemacht hat. Den 
gleichen Ausbau erfuhren naturgemäß die Flaschenspüleinrichtungen. 
Die immer mehr steigende Beliebtheit und Verbreitung 
Wiertz'scher Biere machte aber auch die Wirte darauf aufmerksam, 
und viele bemühten sich, Wiertz'sches Gebräu zum Ausschank für 
ihre Betriebe beziehen zu können. Die ersten Wirtschaften, die 
Wiertz-Bier verzapften, waren: Kreutzer, Adalbertstraße — 
Schlenter, Kapuzinerhäuschen - Malmendier, Templerbend- 
Bahnhof — Brosius, Templergraben — Vondendrisch, Lindenplatz. 
Mit der Aufnahme von Faßlieferungen trat die Brauerei 
immer mehr in den Vordergrund des Interesses; sie beanspruchte 
aber auch immer größere Sorge und Aufmerksamkeit. Der blühende 
Wirtschaftsbetrieb wurde daher im Jahre 1890 dem damaligen 
beliebten, langjährigen Oberkellner Jean Kissner übertragen und 
ist seit dieser Zeit mit ganz geringer Unterbrechung stets durch 
Geschäftsführer ausgeübt worden. Er liegt heute in der Hand 
des Herrn Fritz Vondenhoff. 
Herr P. Wiertz siedelte in das 1889 nach Erwerbung eines 
am Annuntiatenbach liegenden Grundstückes dort neu erbaute 
Wohnhaus über und widmete sich nunmehr vornehmlich dem Aus- 
bau und der Vergrößerung des Brauerei-Betriebes. 
Im Jahre 1892 wurde die erste Eismaschine aufgestellt, 
die aber schon 1897 durch eine von der Firma Quiri und Cie., 
Schiltigheim gelieferte größere Eismaschinenanlage ersetzt wurde. 
Die durch die Eismaschine freigewordenen Eiskeller-Räume wurden 
noch in demselben Jahre als Gär- und Lagerkeller umgebaut. 
Inzwischen hatte Herrn Peter Wiertz ein schweres Nieren- 
leiden befallen und er erlag dieser Krankheit am 22. Juni 1897. 



	        
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