Full text: Kinder- und Haus-Märchen (Bd. 2)

VIII 
eines Tages der kleine Moses, den er spielend liebkoste, ihn mit 
einer Hand beim Bart bis zur Erde niederzog und mit der an 
dern ihm die Krone vom Haupt schlug. Pharao, ergrimmt, will 
ihn umbringen lasien, die Räthe schlagen ihm aber vor, erst zu 
versuchen, ob das Kind schon den Gebrauch der Vernunft erlangt 
habe oder nicht. Es ward ihm ein Becken voll Glut, ein an 
deres voll Gold hingestellt. Moses wollte zwar nach dem Golde 
greifen, allein der Erzengel Gabriel leitete ihm die Hand nach 
der Glut, die er nach dem Mund führte. Dies entschied und 
Moses war diesmal gerettet. — Die Weltchronik erzählt Ln der 
Caffeler Handschrift, Bl. 79 b., etwas abweichend: Pharao habe 
spielend mit dem Kinde, ihm die Krone aufgesetzt, aber es habe 
sie zur Erde geworfen, so daß sie in Stücke zersprungen sey. Ein 
Priester habe dies als eine von Gott geschickte Vorbedeutung an 
gesehen und um nun zu prüfen, ob Absicht oder kindlicher Unver 
stand Schuld gewesen, sey dem Kind ein glühender Brand vorge 
halten worden. Aber es habe kindlich ihn angegriffen und in den 
Mund gesteckt, wovon es sich verbrannt und weshalb Moses her 
nach gelispelt. 
6. Wenn man Kindern nicht sagen will, wo man das her 
wisse, wornach sie fragen, so antwortet man wohl: „mein kleiner 
Finger hat mirs gesagt," (auch im Französischen: „mon petit doigt 
me l’a dir.") Dies finden wir schon in einem altdeutschen Ge 
dicht (Müller Sammt. Bd. III Fragm. und kl. Ged. St. IX. V. 
119 ); „min minnester vinger mirs verjach." —
	        
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