„Habt ihr dann so eine kluge Tochter, so laßt sie einmal her
kommen." Also mußte sie vor den König kommen; der fragte
sie, ob sie dann so klug wäre? und sagte, er wollt' ihr ein Räth
sel aufgeben, wann sie das treffen könnte, dann wollt' er sie
heirathen. Da sprach sie ja, sie wollts errathen. Da sagte der
König: „komm zu mir nicht gekleidet, nicht nackend, nicht gerit
ten, nicht gefahren, nicht in dem Weg, nicht außer dem Weg,
und wenn du das kannst, will ich dich heirathen." Da ging sie
hin, und zog sich aus splinter nackend, da war sie nicht gekleidet,
und nahm ein großes Fischgarn und setzte sich hinein und wickelte
sich hinein, da war sie nicht nackend, und borgte einen Esel fürs
Geld und band dem Esel das Fischgarn an den Schwanz, daran
er sie fortschleppen mußte, und war das nicht geritten und nicht
gefahren, und mußte sie der Esel in der Fahrgleiße schleppen, so
-aß sie nur mit der großen Zehe auf die Erde kam, und war das
nicht in dem Weg und nicht außer dem Weg. Und wie sie so
daher kam, sagte der König, sie hätte das Räthsel getroffen und
sey alles erfüllt. Da ließ er ihren Vater los aus dem Gefängniß
und nahm sie bei sich als seine Gemahlin und befahl ihr das
ganze königliche Gut an.
Nun waren etliche Jahre herum, als der Herr König einmal
auf die Parade zog, da trug es sich zu, daß Bauern mit ihren
Wagen vor dem Schloß hielten, die hatten Holz verkauft; etliche
mit Ochsen und etliche mit Pferden. Da war ein Bauer, der
hatte drei Pferde, davon kriegte eins ein junges Füllchen, das
lief weg und legte sich an einen Wagen, wo zwei Ochsen davor