Full text: Kinder- und Haus-Märchen (Bd. 1)

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erhielt seine menschliche Gestalt wieder und Schwesterchen und 
Brüderchen lebten glücklich zusammen, bis an ihr Ende. 
12 . 
Rapunzel. 
Es war einmal ein Mann und eine Frau, die hatten sich schon 
lange ein Kind gewünscht und nie eins bekommen, endlich aber ward 
die Frau guter Hoffnung. Diese Leute hatten in ihrem Hinterhanse 
ein kleines Fenster, daraus konnten sie in den Garten einer Zaube- 
rin sehen, der voll Blumen und Kräutern stand, allerlei Art, kei 
ner aber durste wagen, hineinzugehen. Eines Tages stand die 
Frau an diesem Fenster uud sah hinab, da erblickte sie wunderschöne 
Rapunzeln auf einem Beet und wurde lüstern darnach, und wußte 
doch, daß sie keine davon bekommen konnte, daß sie ganz abfiel und 
elend wurde. Ihr Mann erschrack endlich und fragte nach derUrsach; 
„ach wenn ich keine von den Rapunzeln aus dem Garten hinter un 
serm Haus zu essen kriege, so muß ich sterben." Der Mann, wel 
cher sie gar lieb hatte, dachte, es mag kosten was es will, so willst 
du ihr doch welche schaffen, stieg eines Abends über die hohe Mauer 
und stach in aller Eile eine Hand voll Rapunzeln aus, die er seiner 
Frau brachte. Die Frau machte sich sogleich Salat daraus, und aß sie 
in vollem Heißhunger auf. Sie hatten ihr aber so gut, so gut ge 
schmeckt, daß sie den andern Tag noch dreimal soviel Lust bekam. 
Der Mann sah wohl, daß keine Ruh wäre, also stieg er noch einmal 
in den Garten, allein er erschrack gewaltig, als die Zauberin dam
	        
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