Full text: Kinder- und Haus-Märchen (Bd. 2)

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stey unter sich: „der jüngste hat das Wasser ge.' 
funden und wir nicht, dafür wird ihm unser Var 
ter das Reich geben, das uns gebührt und er wird 
uns unser Glück wegnehmen." Da wurden sie 
rachsüchtig und verabredeten mit einander, daß 
sie ihn verderben wollten. Sie warteten aber bis 
er einmal fest eingeschlafen war, da gossen sie das 
Wasser des Lebens aus dem Becker und nahmen 
es für sich, ihm aber gossen sie bitteres Meerwas« 
ser hinein. 
Als sie nun daheim ankamen, brachte der 
jüngste dem kranken König seinen Decher, damit 
er daraus trinken und gesund werden sollte. Kaum 
aber hatte er ein wenig von dem bittern Meer« 
Wasser getrunken, da ward er noch kranker als zu« 
vor. Und wie er darüber jammerte, kamen die 
beiden ältesten Söhne und klagten den jüngsten 
an und sagten, er habe ihn vergiften wollen, das 
rechte Wasser des Lebens hätten sie gefunden und 
mitgebracht, und reichten es dem König. Und 
kaum hatte er davon getrunken, so fühlte er seine 
Krankheit verschwinden und ward stark und ge« 
fund, wie in seinen jungen Tagen. Darnach 
gingen die beiden zu dem jüngsten, spotteten sein 
und sagten: „nun, hast du das Wasser des Lebens 
gefunden? du hast die Mühe gehabt und wir den 
Lohn, du hättest die Augen auflhun sollen, wir 
haben dir's genommen, wie du auf dem Meere 
eingeschlafen warst. Ueber's Jahr da holt' sich 
einer von uns deine schöne Prinzessin; aber hüt' 
dich, daß du davon nichts dem Vater verräthst, 
er glaubt dir doch nicht und wenn du ein Wort 
sagst, so sollst du auch noch dein Leben verlieren, 
schtveigst du aber, so soll dir's geschenkt seyn." 
Der alte König aber war zornig über seinen 
jüngsten Sohn, und glaubte, er hätte ihm nach 
dem Leben getrachtet, also ließ er den Hof ver« 
sammeln und das Urtheil über ihn sprechen, daß 
er heimlich sollte erschossen werden. Als der Prinz 
nun einmal auf die Jagd ritt und nichts davon 
wußte, mußte des Königs Jäger mitgehen. 
Draußen als sie ganz allein im Wald waren ynd 
der Jäger so traurig aussah, sagte der Prinz zu 
ihm: „lieber Jäger, was fehlt dir?" der Jäger 
sprach: „ich kann's nicht sagen und soll cs doch." 
Da sprach der Prinz: „sag's nur heraus, was cs 
ist, ich will dir's verzeihen/' — „Ach, sagte der 
Jäger, ich soll euch todt schießen, der König hat 
mir's befohlen." Da rrschrack der Prinz und 
sprach: „lieber Jäger, laß mich leben, da geb' 
ich dir mein königliches Kleid, gib mir dafür dein 
schlechtes." Der Jager sagte: „das will ich gern 
thun, ich hätte doch nicht nach euch schießen kön« 
nen." Da nahm der Jäger des Prinzen Kleid 
und der Prinz das schlechte vom Jäger und ging 
fort in den Wald hinein. 
Ueber eine Zeit, da kamen beim alten Köniz 
drei Wagen mit Geschenken an Gold und Edel«
	        
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