Full text: Kinder- und Haus-Märchen (Bd. 2)

meines Vaters Königreich verloren und kann 
nicht wieder nach Haus kommen." Da sprach's 
aus dem Eisen,Ofen: „ich will dir wieder nach 
Haus verhelfen in einer kurzen Zeit, wann du dich 
willst unterschreiben, zu thun, was ichverlange. Jch 
bin ein größerer Königssohn, als du eine Königs/ 
tochter und will dich heirathen." Da erschrak 
sie und dachte: „lieber Gott, was soll ich mit 
dem EisenOfen anfangen!" weil sie aber gern 
wieder zu ihrem Vater heim wollte, unterschrieb 
sie sich doch, zu thun, was er verlangte. Er 
sprach aber: „du sollst wiederkommen, ein Mes/ 
ser mitbringen und ein Loch in das Eisen schrap/ 
pcn; dann gab er ihr jemand zum Gefährten, der 
ging nebenher und sprach nicht, er brachte sie aber 
in zwei Stunden nach Haus. Nun war große 
Freude am Schloß, als die Prinzessin wieder kam 
und der altcKönig fiel ihr um denHals und küßte 
sie. Sie war aber sehr betrübt und sprach: „ lie/ 
ber Vater, wie mir's gegangen hat! 'ich wär' 
nicht wieder nach Haus gekommen aus dem gror 
ßen wilden Walde, wann ich nicht war' bei einem 
eisernen Ofen gekommen, dem habe ich mich müss 
sen dafür unterschreiben, daß ich wollte wieder zu 
ihm zurückkehren, ihn erlösen und heirathen." Da 
erschrack der alte König so sehr, daß er beinähe in 
eine Ohnmacht gefallen wäre, denn er hatte nur 
die einige Tochter. Berathschlagten sich also, sie 
wollten die Müllerstochtcr, die schön wär', an 
ihre Stelle nehmen, führten die hinaus, gaben 
ihr ein Messer und hießen sie an dem Eisen/Ofen 
schaben. Sie schrappte auch 24 Stund, konnte 
aber nicht das geringste hcrabbringcn; wie nun 
der Tag anbrach, ricf's in dem Eiscn.-Ofen: „mich 
däucht, 's ist Tag draußen!" Da antwortete 
sie: „das däucht mich auch, ich meint, ich hört 
meines Vaters Mühle rappeln."— „So bist 
du ja eine Müllerstochtcr, dann geh gleich hinaus 
und laß die Prinzessin herkommen." Da ging 
sie hin und sagte dem alten König, der draußen 
wollte sie nicht, er wollte seine Tochter. Da er/ 
schrak der alte König und die Prinzessin weinte; 
sie hatten aber noch eine schöne Schweinhirts/ 
tochter, die war noch schöner, als die Müllers/ 
tochter, der wollten sie ein Stück Geld geben, 
damit sie für die Prinzessin zum eisernen Ofen 
ging. Also ward sie hinausgebracht und mußte 
auch 24 Stund schrappen, sie bracht aber nichts 
davon. Wie nun der Tag anbrach, ricf's im 
Ofen: „mich däucht, es ist Tag draußen!" Da 
antwortete sic: „das däucht mich auch, ich meint, 
ich hört meines Vaters Hörnchen tüten!" — 
„So bist du ja eine Schweinshirtcn/Tochter, 
dann geh gleich hinaus und laß die Prinzessin 
kommen. Und sag' ihr, es sollt' ihr wiedersah/ 
ren, was ich ihr versprochen hatte, und wann sie 
nicht käme, sollte alles zerfallen sind einstürzen 
und kein Stein auf dem andern bleiben." Als
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.