Full text: Kinder- und Haus-Märchen ([1])

Bäumen sich bogen. Der Schneider sich nicht 
lange besann, was ihm zu thun wäre, schnell 
sein Busen voll Stein läse, auf den Baum, 
darunter sie lagen, stiege, anfing den einen mit 
dem Scein auf seine Brust zu werfen, davon 
er alsbald erwachte, über den andern zürnen 
ward, und sagte, warum er ihn schlüg? der an,- 
dere aber entschuldigte sich so best' er mogte; in 
dem sie wieder schlafen wollten, der Schneider 
wieder einen Stein faßte und den andern warf, 
darvon er über sein Mitgesellen zürnen ward 
und sagte, warum er ihn werfe? Als sie aber 
von solchem. Zanken ließen und ihnen die Au 
gen zugangen waren, der Schneider gar heftig 
auf den ersten warf, daß der Riese nicht mehr 
vertragen mogte, seinen Gesellen heftig schlüge 
(dann er vermeinte, er wäre von ihm geschla 
gen), welches der andere auch nicht leiden wollt', 
aufstunden, Bäum ausrissen und einander selb 
zu todt schlugen, doch zu allem Glück den Baum, 
darauf der Schneider saß, stehen ließen. Als 
solches der Schneider sahe, baß zu Muth ward, 
dann er nie gewesen war, fröhlichen ab dem 
Baum stiege, jeglichem mit seinem Schwert ein 
Wunden oder etlich schlug und wieder aus dem 
Wald zu den Reutern ging. Die Reuter ihn 
fragten, ob er die Riesen nirgends gesehen hät 
te? „ja, sagte der Schneider,' ich hab sie zu 
todt geschlagen und unter dem Baum liegen 
lassen." 
lassen." Sie wolltens aber nicht glauben, daß 
er also unverletzt sollt' von den Riesen kom 
men, sondern ritten in den Wald, dies Wun 
der zu besichtigen, und fandens also, wie ihnen 
der Schneider gesagt hatte. Darob sie sich sehr 
verwunderten, großen Schrecken empfingen und 
noch übler zu Muth waren, dann vor, dann sie 
mehr forchten, er würd sie, wo er ihnen Feind 
war' all umbringen, ritten also heim und sag 
ten dem König die That an. Der Schneider 
begerte die Tochter mit sammt dem halben Kö 
nigreich; der König, als er sahe die Riesen er 
würgt, deswegen er seine Tochter dem unbekann 
ten Krieger sollt zur Eh geben, war ihn seines 
Verheißens sehr gereuen, gedacht, wie er doch 
sein mit Fügen mögt abkommen, dann er ihm 
die Tochter zu geben keineswegs gesinnet. Dem 
Schneider noch einmal sagte, wie er eirr^Em- 
horn i m Wa lde hä tte, das ihm so sehr. großen 
Schaden an Fisch und Leut thät, wenn er das- 
selbige fing, wollt er ihm die Tochter geben. 
Der Schneider war dessen wohl zufrieden, nahm 
ein Stricklein, ging zum Wald, befahl seinen 
Zugeordneten, Heraußen zu warten, er wollt al 
lein hinein, spazierte also im Walde umher. 
Indem ersah er das Einhorn gegen ihn daher 
springen, der Meinung ihn umzubringen; der 
Schneider aber war nicht unbehend, wartete bis 
das Einhorn gar nahe zu ihm kam, und als es 
Kindermärrhty. F
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.