XXXIX —
Zu Sneewittchen. No. 55.
Dies Märchen gehört zu den bekanntesten,
doch wird in Gegenden, wo bestimmt hochdeutsch
herrscht, der plattdeutsche Namen beibehalten,
oder auch verdorben in Schltwitchen. Im Ein,
gang fallt es mit dem Märchen vom Machandel-
baum zusammen, noch naher in einer andern Re
cension, wo sich die Königin, indem sie mit dem
König auf einem Jagdschlitten fahrt, einen Apfel
schält und dabei in den Finger schneidet. Noch
ein anderer Eingang ist folgender; Ein Graf und
eine Gräfin fuhren an drei Haufen weißem Schnee
vorbei, da sagte der Graf: „ich wünsche mir ein
Mädchen, so weiß als dieser Schnee. " Bald
darauf kamen sie an drei Gruben rothes Bluts,
da sprach er wieder: „ich wünsche mir ein Mäd
chen, so roth an den Wangen, wie dies Blur."
Endlich flogen drei schwarze Raben vorüber, da
wünschte er sich ein Mädchen; „das Haare hat so
schwarz, wie diese Raben." Als sie noch eine
Weile gefahren, begegnete ihnen ein Mädchen, so
weiß wie Schnee, so roth wie Blut und so
schwarzhaarig, wie die Raben und das war das
Sneewittchen. Der Graf ließ es gleich in die
Kutsche sitzen und hatte es lieb, die Gräfin aber
sah es nicht gern und dachte nur, wie sie es wie
der los werden könme Endlich ließ sie ihren
Handschuh hinausfallen, und befahl dem Snee
wittchen ihn wieder zu suchen, in der Zeit aber
mußte der Kutscher geschwind fortfahren; nun ist
Sneewittchen allein und kommt zu den Zwergen
u. s. w. In einer andern Erzählung rst das
bloß abweichend, daß die Königin mir dem Snee
wittchen in den Wald fährt, und es bittet ihm
von den schönen Rosen, die da stehen, einen
Strauß abzubrechen, wahrend es bricht, fährt sie
fort und läßt es allein. Endlich kennen wir noch
eine dritte Recension: Ein König verliert seine
|f Gemahlin, mit der er eine einzige Tochter Snee-
I wittchen hat und nimmt eine andere, mit der er
// drei Töchter bekommt. Diese haßt das Stiefkind,
I auch wegen seiner wunderbaren Schönheit, und
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unterdrückt es, wo sie kann. Im Wald in einer
Höhle wohnen sieben Zwerge, die tödten jedes
Mädchen, das sich ihnen naht. Das weiß die Kö
nigin, und weil sie Sneewittchen nicht geradezu
tödten will, hofft sie es dadurch los zu werden,
daß sie es hinaus vor die Höhle führt und zu
ihm jagt;-„geh da hinein und wart bis ich wie
der komme. Dann geht sie fort, Sneewittchen
aber getrost in die Höhle. Die Zwerge kommen
und wollen es anfangs todten, weil es aber so
schön ist, lassen sie es leben und sagen, es solle
ihnen dafür den Haushalt führen. Sneewittchen
halte aber einen Hund, der hieß Spiegel, wie es
nun fort ist, liegt der traurig im Schloß, die Kö
nigin fragt ihn:
„Spiegel unter der Bank,
sieh in dieses Land, sieh in jenes Land:
wer ist die schönste in Engelland
Der Hund antwortet: „Sneewittchen ist schöner
bei seinen sieben Zwergen, als die Frau Königin
mit ihren drei Töchtern." Da steht sie, daß es
noch lebt und macht einen giftigen Schnürriemen.
Damit geht sie zur Höhle, ruft Sneewittchen, es
solle ihr aufmachen. Sneewittchen will nicht,
weit die sieben Zwerge ihm streng verboten, kei
nen Menschen hereinzulassen, auch feine Stiefmut
ter nicht, die es habe verderben wollen. Sie sagt
aber zu Sneewittchen, sie habe keine Töchter mehr,
ein Ritter habe sie ihr entführt, da wolle sie bei
ihm leben und cs putzen. Sneewittchen wird mitlei
dig und läßt sie herein, da schnürt sie es mit dem
giftigen Schnürriemen, daß es todt zur Erde fällt,
und geht fort. Die sieben Zwerge aber kommen,
nehmen ein Messer und schneiden den Schnürrie
men entzwei, da ist es wieder lebendig. Die Kö
nigin fragt nun den Spiegel unter der Bank, der
giebt ihr dieselbe Antwort. Da macht sie ein gifti
ges Kopfband, gehl mit dem hinaus und redet zu
Sneewittchen so beweglich, daß cs sie noch einmal
einläßt; sie bindet ihm das Kopfband um, und es
fällt todt nieder. Aber die sieben Zwerge fehen>
was geschehen ist, schneiden das Kopfband ab und
es hat das Leben wieder. Zum drittenmal fragt
Kindermärchen - C
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