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zum König floh. Der König wollte mit seinem
Spieß den Adler abhalten, der Adler aber packte
den Spieß und zerbrach ihn wie ein Schilfrohr,
dann zerdrückte er den Falken mit einer Kralle,
die andern aber hackte er dem König in die
Schulter und rief: „warum störst du mein
Luftreich, dafür sollst du sterben oder du giebst
mir deine zweite Tochter zur Frau!" der König
sagte: ja die sollst du haben, aber was giebst du
mir dafür— Zwei Centner Gold sprach der
Adler, und in steben Wochen komm ich, und hol
sie ab;" dann ließ er ihn los und flog fort in
den Wald.
Der König war betrübt, daß er seine zweite
Tochter auch einem wilden Thiere verkauft hatte
und getraute sich nicht ihr etwas davon zu sa
gen. Sechs Wochen waren herum, in der sie
benten ging die Prinzessin hinaus auf einen
Rasenplatz vor der Burg und wollte ihre Lein
wand begießen, da kam auf einmal ein prächti
ger Zug von schönen Rittern und zuvorderst
ritt der allerschönste, der sprang ab und rief:
„schwing, schwing dich auf, du Fräulein traut,
komm mit, du schöne Adlerbraurl"
und eh sie ihm antworten konnte, hatte er sie
schon aufs Roß gehoben und jagte mit ihr in
den Wald hinein als flög ein Vogel: Ade!
Ade!!
V Zn der Burg warteten sie lang auf die
Prim
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Prinzessin aber die kam nickt und kam nicht,
da entdeckte der König endlich daß er einmal in
der Noth sie einem Adler versprochen und der
werde sie geholt haben. Als aber der dem
König die Traurigkeit ein wenig herum war,
fiel ihm das Versprechen des Adlers ein und er
ging hinab, und fand auf dem Rasen zwei gsld-
ne Eier, jedes einen Centner schwer. Wer Gold
hat, ist fromm genug, dachte er, und schlug sick-
alle schwere Gedanken aus dem Sinn! Da fing
das lustige Leben von neuem an, und wahrre so
lang, bis die zwei Centner Gold auch dmckge-
bracht waren, dann kehrte der König wieder ins
Waldschloß zurück, und die Prinzessin, die nock-
übrig war, mußte die Kartoffeln sieden.
Der König wollte kerne Hasen im Wald
und keine Vögel in der Luft mehr jagen, aber
einen Fisch hart er gern gegessen. Da mußte
die Prinzessin ein Netz stricken, damit ging er
zu einem Teich, der nicht weit von dem Wald
lag. Weil ein Nachen darauf war, setzte er sich
ein, und warf das Netz, da fing er auf einen
Zug eine Menge schöner rothgefleckrer Forellen.
Wie er aber damit ans Land wollte, stand der
Nachen fest und er konnte ihn nicht los kriegen,
er mochte sich stellen wie er wollte. Da kam
auf einmal ein gewaltiger Walisisch daher ge
schnaubt: „was fängst du mir meine Untertha
nen weg, das soll dir dein Leben kosten!" dabei
Kindermärchen. A a