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machte die Nuß auf und holte das Kleid her,
aus, da« wie die Sonne glänzte. Und wie es
damit geputzt war, ging es hinauf, und jeder,
mann machte ihm Platz, und meinte nicht an
ders, als eine vornehme Prinzessin käme in den
Saal gegangen. Der König reichte ihr gleich
feine Hand zum Tanz, und wie er mit ihr
tanzte, dachte er, wie gleicht diese unbekannte
schöne Prinzessin meiner lieben Braut, und je
länger er sie ansah, desto mehr glich sie ihr,
daß er es fast gewiß glaubte, und wenn der
Tanz zu Ende wär, wollte er sie fragen. Wie
sie aber ausgetanzt hatte, verneigte sie sich und
war verschwunden, ehe sich der König besinnen
konnte. Da ließ er die Wächter fragen, aber
keiner hatte die Prinzessin aus dem Hause ge
hen sehen. Sie war geschwind in ihr Ställ
chen gelaufen, hatte ihr Kleid ausgezogen, Ge
sicht und Hände schwarz gemacht, und wieder
den Pelzmantel umgethan. Dann ging sie in
die Küche und wollte die Asche zusammenkehren,
der Koch aber sagte: „laß daseyn bis mor
gen, ich will auch ein wenig hinaufgehen und
Len Tanz mit ansehen, koch derweil dem König
seine Suppe, aber laß keine Haare hineinfallen,
sonst kriegst du nichts mehr zu essen." Aller
lei-Rauh kochte dem König da eine Brodsup
pe, und zuletzt legte es den goldenen Ring hin
ein, den der König ihr geschenkt hatte. Wie
nun der Ball zu Ende war, ließ sich der Kö
nig seine Brodsuppe bringen, die schmeckte ihm
so gut, daß er meinte, er hätte noch nie eine
so gute gegessen, wie er aber fertig war, fand
er den Ring auf dem Grund liegen, und wie
er ihn genau ansah, da war es sein Treuring.
Da verwunderte er sich, konnte nicht begreifen,
wie der Ring dahin kam, und ließ den Koch
rufen; der Koch ward bös über Allerei-Rauh.-
„du hast gewiß ein Haar hineinfallen lassen,
wenn das wahr ist, so kriegst du Schläge."
Wie aber der Koch hinauf kam, fragte der Kö
nig, wer die Suppe gekocht habe, die wär bes
ser als sonst gewesen, da mußte er gestehen,
daß es Allerlei-Rauh gethan, und da hieß ihn
der König Allerlei-Rauh heraufschicken. Wie
es kam, sagte der König: „wer bist du und
was machst du in meinem Schloß, woher hast
du den Ring, der in der Suppe lag?" Es
antwortete aber: „ick bin nichts als ei» armes
Kind, dem Vater und Mutter gestorben sind,
habe nichte und bin zu gar nichts gut, als daß
die Stiefel mir um den Kopf geworfen werden,
und von dem Ring weiß ich auch nichts," da
mit lief es fort.
Darnach war wieder ein Ball; da bat Aller,
lei-Rauh den Koch wieder, er solle es hinaufge
hen lassen. Der Koch erlaubte es auch nur auf
eine halbe Stunde, dann solle es da seyn und