Full text: Kinder- und Haus-Märchen ([1])

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machte die Nuß auf und holte das Kleid her, 
aus, da« wie die Sonne glänzte. Und wie es 
damit geputzt war, ging es hinauf, und jeder, 
mann machte ihm Platz, und meinte nicht an 
ders, als eine vornehme Prinzessin käme in den 
Saal gegangen. Der König reichte ihr gleich 
feine Hand zum Tanz, und wie er mit ihr 
tanzte, dachte er, wie gleicht diese unbekannte 
schöne Prinzessin meiner lieben Braut, und je 
länger er sie ansah, desto mehr glich sie ihr, 
daß er es fast gewiß glaubte, und wenn der 
Tanz zu Ende wär, wollte er sie fragen. Wie 
sie aber ausgetanzt hatte, verneigte sie sich und 
war verschwunden, ehe sich der König besinnen 
konnte. Da ließ er die Wächter fragen, aber 
keiner hatte die Prinzessin aus dem Hause ge 
hen sehen. Sie war geschwind in ihr Ställ 
chen gelaufen, hatte ihr Kleid ausgezogen, Ge 
sicht und Hände schwarz gemacht, und wieder 
den Pelzmantel umgethan. Dann ging sie in 
die Küche und wollte die Asche zusammenkehren, 
der Koch aber sagte: „laß daseyn bis mor 
gen, ich will auch ein wenig hinaufgehen und 
Len Tanz mit ansehen, koch derweil dem König 
seine Suppe, aber laß keine Haare hineinfallen, 
sonst kriegst du nichts mehr zu essen." Aller 
lei-Rauh kochte dem König da eine Brodsup 
pe, und zuletzt legte es den goldenen Ring hin 
ein, den der König ihr geschenkt hatte. Wie 
nun der Ball zu Ende war, ließ sich der Kö 
nig seine Brodsuppe bringen, die schmeckte ihm 
so gut, daß er meinte, er hätte noch nie eine 
so gute gegessen, wie er aber fertig war, fand 
er den Ring auf dem Grund liegen, und wie 
er ihn genau ansah, da war es sein Treuring. 
Da verwunderte er sich, konnte nicht begreifen, 
wie der Ring dahin kam, und ließ den Koch 
rufen; der Koch ward bös über Allerei-Rauh.- 
„du hast gewiß ein Haar hineinfallen lassen, 
wenn das wahr ist, so kriegst du Schläge." 
Wie aber der Koch hinauf kam, fragte der Kö 
nig, wer die Suppe gekocht habe, die wär bes 
ser als sonst gewesen, da mußte er gestehen, 
daß es Allerlei-Rauh gethan, und da hieß ihn 
der König Allerlei-Rauh heraufschicken. Wie 
es kam, sagte der König: „wer bist du und 
was machst du in meinem Schloß, woher hast 
du den Ring, der in der Suppe lag?" Es 
antwortete aber: „ick bin nichts als ei» armes 
Kind, dem Vater und Mutter gestorben sind, 
habe nichte und bin zu gar nichts gut, als daß 
die Stiefel mir um den Kopf geworfen werden, 
und von dem Ring weiß ich auch nichts," da 
mit lief es fort. 
Darnach war wieder ein Ball; da bat Aller, 
lei-Rauh den Koch wieder, er solle es hinaufge 
hen lassen. Der Koch erlaubte es auch nur auf 
eine halbe Stunde, dann solle es da seyn und
	        
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