Full text: Kinder- und Haus-Märchen ([1])

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Brunnenrand!" — Nun wenns weiter nichts 
ist, dachte jener, das ist nicht schwer. 
Nun zog er weiter fort mit der Prinzessin, 
bis er endlich in das Dorf kam, worin seine 
Brüder geblieben waren. Da war gerade ein 
großer Auflauf und Lärmen, und als er frag 
te: was da vorwäre? hieß e§, es sollten zwei 
Leute aufgehängt werden, und als er naher 
hinzu kam, sah er, daß es seine zwei Brüder 
waren, die allerhand schlimme Streiche verübt 
und alles verthan hatten. „Können sie denn 
gar nicht mehr vom Tode frei werden?" — 
Nein, es sey denn, daß ihr euer Geld an die 
Lumpeukerls hängen und sie loskaufen wolltet. 
Da besann er sich nicht lange, und zahlte, was 
man verlangte; seine Brüder wurden freigege 
ben und sehten mit ihm die Reise fort. 
Und als sie in den Wald kamen, wo ihnen 
der Fuchs zuerst begegnet war, da wars so lu 
stig und lieblich in dem Wald, da sprachen die 
zwei Brüder: „laß uns hier bei diesem Brun 
nen ein wenig ausruhen, essen und trinken!" 
und er sagte: ja. Unter dem Gespräch vergaß 
er sich, und sehte sich an den Brunnenrand, 
und während er sich nichts Arges versah, war 
fen sie ihn hinterrücks in den Brunnen, nah 
men die Prinzessin, das Pferd und tcn Vogel, 
zogen heim zum König und sprachen: das ha 
ben wir alles erbeutet und bringen es dw." 
Da war eine Freude; aber das Pferd das fraß 
nicht, der Vogel, der pfiff nicht und die Prin 
zessin die weinte. 
Ihr jüngster Bruder lag unten im Brun 
nen, der zum Glück trocken war, und wiewohl 
er kelns seiner Glieder gebrochen hatte, konnte 
er doch keinen Weg finden, um heraus zu kom 
men. Indessen kam der alte Fuchs noch ein 
mal, schalt ihn aus, daß er ihm nicht gehört, 
sonst wäre ihm nichts davon begegnet: „doch 
aber kann ichs nicht lassen und muß dir her 
aushelfen; pack an meinen Schwanz und halte 
fest." Darauf kroch der Fuchs und schleppte 
ihn zum Brunnen heraus. Wie sie oben wa 
ren, sagte der Fuchs: „deine Brüder haben 
Wächter gesetzt, die dich tödten sollen, wenn du 
über die Grenze kämest." Da zog er armen 
Mannes Kleider an, und kam unbekannt bis 
an des Königs Hof, und kaum war er da, so 
fraß das Pferd, so pfiff der Vogel und die 
Prinzessin hörte Weinens auf. Da trat er 
vor den König und offenbarte das Bubenstück 
seiner Brüder und alles, wie es sich zugetragen 
hatte. Die Brüder wurden ergriffen und hin 
gerichtet, und er bekam die Prinzessin, und nach 
des Königs Tode das Reich. 
Lang danach ging er einmal wieder in den 
Wald, da begegnete ihm der alte Fuchs und 
bat aufs flehentlichste, er möchte ihn todtschie-
	        
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