Full text: Kinder- und Haus-Märchen ([1])

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war, da sagte sie: „ei, der hat ein Kinn, wie 
die Droßel einen Schnabel," und seit der Zeit 
bekam er den Namen Droßelbart. Als nun 
der alte König sahe, daß seine Tochter nichts 
that, als über die Leute spotten, erzürnte er 
so, baß er schwur, sie sollte den ersten besten 
Bettler nehmen, der vor die Thür käme. 
Eines Tages fing ein Spielmann an zu 
singen unter ihrem Fenster, den hieß der Kö 
nig gleich hereinkommen, und so schmützig er 
war, mußte sie ihn für ihren Bräutigam aner 
kennen, ein Pfarrer wurde alsbald gerufen und 
die Trauung ging vor sich. Wie die Trauung 
vollzogen war, sprach der König zu seiner Toch 
ter: „e§ schickt sich nun nicht weiter, daß du 
hier im Schloß bleibest, du kannst nur mit dei 
nem Mann fortziehen. " 
Da zog der Bettelmann mit der Königs 
tochter fort, unterwegs kamen sie durch einen 
großen Wald, und sie fragte den Bettelmann: 
„ach, wem gehört doch der schöne Wald?" — 
der gehört dem König Droßelbart, 
hältst du'n genommen, so war er dein! — 
„ich arme Jungfer zart, 
ach hatt' ich doch genommen den König Dro 
ßelbart!" 
Darauf kamen sie durch eine Wiese: 
„wem gehört wohl die schöne grüne Wie 
se? —" 
sie gehört dem König Droßelbart, 
hattst du'n genommen, so war sie dein! — 
„ich arme Jungfer zart, 
ach harr' ich doch genommen den König Oro- 
ßelbart!" 
Endlich kamen sie durch eine Stadt: 
„wem gehört wohl die schöne große Stadt?—" 
sie gehört dem König Droßelbart, 
hattst du'n genommen, so wär sie dein. — 
„ich arme Jungfer zart, 
ach hatt' ich doch genommen den König Dro 
ßelbart! " 
der Spielmann wurde ganz mürrisch, daß sie 
sich immer einen andern Mann wünschte und 
sich gar nichts aus ihm machte; endlich so ka 
men sie an ein kleines Häuschen: 
„ach Gort, was für ein Häuselein, 
wem mag das elende, winzige Häuschen seyn?" 
der Bettelmann sagte: „das Haus ist unser 
Haus, wo wir wohnen, mach nur gleich Feuer 
an und stell Wasser auf, daß du mir mein Es 
sen kochst, ich bin ganz müd." Die Königs 
tochter aber verstand nichts vom Kochen, und 
der Mann mußte ihr nur mit helfen, so ging 
es noch so leidlich, und wie sie gegessen hat 
ten, legten sie sich ins Bett schlafen. Des 
Morgens aber mußte sie ganz früh aufstehen 
und arbeiten, und so warö ein paar Tage schlecht 
genug, bis der Mann endlich sagte-. „Frau, so
	        
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