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war, da sagte sie: „ei, der hat ein Kinn, wie
die Droßel einen Schnabel," und seit der Zeit
bekam er den Namen Droßelbart. Als nun
der alte König sahe, daß seine Tochter nichts
that, als über die Leute spotten, erzürnte er
so, baß er schwur, sie sollte den ersten besten
Bettler nehmen, der vor die Thür käme.
Eines Tages fing ein Spielmann an zu
singen unter ihrem Fenster, den hieß der Kö
nig gleich hereinkommen, und so schmützig er
war, mußte sie ihn für ihren Bräutigam aner
kennen, ein Pfarrer wurde alsbald gerufen und
die Trauung ging vor sich. Wie die Trauung
vollzogen war, sprach der König zu seiner Toch
ter: „e§ schickt sich nun nicht weiter, daß du
hier im Schloß bleibest, du kannst nur mit dei
nem Mann fortziehen. "
Da zog der Bettelmann mit der Königs
tochter fort, unterwegs kamen sie durch einen
großen Wald, und sie fragte den Bettelmann:
„ach, wem gehört doch der schöne Wald?" —
der gehört dem König Droßelbart,
hältst du'n genommen, so war er dein! —
„ich arme Jungfer zart,
ach hatt' ich doch genommen den König Dro
ßelbart!"
Darauf kamen sie durch eine Wiese:
„wem gehört wohl die schöne grüne Wie
se? —"
sie gehört dem König Droßelbart,
hattst du'n genommen, so war sie dein! —
„ich arme Jungfer zart,
ach harr' ich doch genommen den König Oro-
ßelbart!"
Endlich kamen sie durch eine Stadt:
„wem gehört wohl die schöne große Stadt?—"
sie gehört dem König Droßelbart,
hattst du'n genommen, so wär sie dein. —
„ich arme Jungfer zart,
ach hatt' ich doch genommen den König Dro
ßelbart! "
der Spielmann wurde ganz mürrisch, daß sie
sich immer einen andern Mann wünschte und
sich gar nichts aus ihm machte; endlich so ka
men sie an ein kleines Häuschen:
„ach Gort, was für ein Häuselein,
wem mag das elende, winzige Häuschen seyn?"
der Bettelmann sagte: „das Haus ist unser
Haus, wo wir wohnen, mach nur gleich Feuer
an und stell Wasser auf, daß du mir mein Es
sen kochst, ich bin ganz müd." Die Königs
tochter aber verstand nichts vom Kochen, und
der Mann mußte ihr nur mit helfen, so ging
es noch so leidlich, und wie sie gegessen hat
ten, legten sie sich ins Bett schlafen. Des
Morgens aber mußte sie ganz früh aufstehen
und arbeiten, und so warö ein paar Tage schlecht
genug, bis der Mann endlich sagte-. „Frau, so