Full text: Kinder- und Haus-Märchen ([1])

hüpfte aber wieder in eine andere Ecke und 
rief.- „hier bin ich!" Und so hatte es sie zum 
Narren und trieb es so lange, bis sie müd wa 
ren, und davon gingen. Der Daumerling warf 
nun die Thaler nach und nach alle hinaus und 
auf den letzten fetzte er sich selber, und flog da 
mit durchs Fenster hinunter. Die Räuber lob 
ten ihn gewaltig, und hätten ihn zu ihrem 
Hauptmann gemacht, wenn er gewollt hätte, 
darauf theilten sie die Beute; das Schneider- 
lein kann aber nicht mehr nehmen als einen 
Kreuzer, weil es nicht mehr bei sich tragen 
kann. 
Darauf nahm es den Weg wieder zwischen 
die Beine, und endlich, wejls mit dem Hand 
werk schlecht ging, verdingte es sich als Haus 
knecht in einem Gasthof. Die Mägde konnten es 
aber nicht leiden, weil es alles sah, was sie >m 
Haus heimlich hielten, ohne daß sie es merk 
ten, und sie darnach angab, und hatten ihm 
gern einen Schabernack angethan, Als es daher 
einmal in der Wiese spazieren ging, wo eine 
mähre, mähte sie es mit dem Gras zusammen, 
und warf es daheim, den Kühen vor, und die 
schwarze schluckte es mit hinunter. Der Dau 
merling war nun in der Kuh eingesperrt, und 
hörte Abends sprechen, daß sie sollte geschlach 
tet werden. Da war sein Leben in Gefahr 
und er rief: „ich bin hier?" — „Wo bist 
du?" — „In der schwarzen." Er ward aber 
unrecht verstanden und die Kuh geschlachtet; 
glücklicher Weise traf ihn kein Hieb, und er 
kam unter das Wurstfleisch. Wie das nun soll 
te gehackt werden, rief er: „hackt nicht zu tief! 
hackt nicht zu tief! ich stecke darunter!" Vor 
dem Lärmen aber hörte das kein Mensch, doch 
sprang er so behend zwischen den Hackmessern 
durch, daß ihm keine was schadete, aber ent 
springen konnt? er nicht, und ward in eine 
Blutwurst ge^W^ Mit der ward er in den 
Schornstein zum Räuchern aufgehängt, und 
mußte hängen, bis im ^Wincer^ mg die Wurst 
sollte gegessen werden, ««tzcMe seirs Quartier 
aufgeschnitten ward, sprang «r-heraus und lief 
davon. 
Das Schneiderlein wanderte wieder, da kam 
es aber einem Fuchs in den Weg, der schnappte 
es auf: „Herr Fuchs, rief es, ich bin hier, 
laßt mich frei." — „Ja, sagte der Fuchs, an 
dir hab ich doch nicht viel: wenn du machst, 
daß dein Vater mir alle seine Hüner im Hof 
giebt." Das gelobte es, und da trug es der 
Fuchs heim, und kriegte alle Hüner im Hof; 
das Schneiderlein aber brachte seinem Vater sei 
nen erworbenen Kreuzer von der Wanderschaft 
mit. — 
„Warum hat aber der Fuchs die armen 
Piephüner zu fressen kriegt?" — „Ei, du
	        
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