Full text: Brief von Adolf Friedrich Hesse an Louis Spohr

daß man in so kurzer Zeit keinen würdigen Direktor
mehr finden würde und arrangierte meine Urlaubs-, Geld-
und Vertretungsangelegenheiten nur für die wenigen
Tage meines Berliner Aufenthalts. In Berlin hörte ich
nun von Ihnen, daß Sie dennoch nach Bonn gehen würden,
Sie sprachen aber, wie Sie sich erinnern werden, in
Meyerbeers und meiner Gegenwart mit so wenigem
Vertrauen von der ganzen Sache, und glaubten, die
Musik würde nicht gut gehen, daß ich wirklich ganz
beruhigt wieder nach Breslau heimkehrte. Hier
mußte ich nun lesen, wie schön und großartig Alles gewesen
sei, welche Triumphe Sie gefeiert. Sie können sich denken,
daß jedes dieser Worte ein Dolchstich für mich, der ich
sonst so etwas nie versäume, war. Dazu kommt noch,
daß mich Jedermann fragt, warum ich nicht in Bonn
war? indem doch Köhler und Mosevius deshalb hingereist
seien, man schreibts meinem Mangel an Verehrung für
Beethoven zu, und kann nicht begreifen, wie ich ein Fest,
das Sie dirigirten, versäumen konnte. Ich begreife es
in der That selbst nicht. Diesmal war es wirklich ein
Malheur für mich, daß ich so ganz Ihrer Prophezeihung
traute, ein aufmunterndes Wort von Ihnen konnte
mich sofort zur Reise bewegen. Man hat auch diesmal gar
nicht wie bei andern Festen von den großartigen
Vorbereitungen gelesen; doch ich muß davon abbrechen,
da ich erst gestern Abend in einer Gesellschaft von dem
vielen Sprechenhören über diesen Gegenstand, den ewigen
Fragen und Vorwürfen so aufgereizt wurde, daß ich

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