Breslau den 22 August 45
Hochgeehrtester Freund!
Durch Herrn Rosenkranz habe ich Ihre werthen Zeilen erhalten;
Sie glaubten mich schon früher von ihm und seinem Plane benach-
richtigt zu haben, doch hat mir Schön das erste über ihn
mitgetheilt. Er hat ein hübsches Talent, indeß sind 4
Wochen, die er nur hier verweilen will eine viel zu kurze
Zeit, als daß er in derselben die wahre Art Orgel zu-
spielen und dafür zu schreiben sich ganz aneignen
könnte. Hierzu wäre mindestens 1 Jahr bei seinem Talen-
te erforderlich; was indeß möglich ist, soll geschehen.
Ich bin in diesem Augenblick in sehr übler Stim-
mung, weil ich auf eine so saumselige Art das
Musikfest in Bonn versäumt habe, ein Fest das
so einzig in seiner Art gewiß nicht mehr wieder-
kehrt. Als ich die Einladung vom Komité dazu
erhielt, wollte ich hingehen, da kommt Ihr erster
Brief aus Carlsbad der die unglückliche Nachricht ent-
hält, daß Sie die Einladung zur Direction abgelehnt
haben.
Hätten
Sie mir nur im zweiten Briefe, der mir Ihre
Reise nach Berlin meldete, geschrieben, daß Sie dennoch
nach Bonn gehen würden, so hätte ich alles darnach ein-
gerichtet. So aber glaubte ich, und mit allem Rechte,