Full text: Gebäude des Mittelalters zu Gelnhausen

Das Äussere der Emporbühne ist mit einer steinernen Brustwehr umgeben, 
welche kleine Halbsäulen und Arkaden im Spitzbogenstyl schmücken. Unter 
dem Gurtgesims, auf welchem die Brustwehr ruht, sind die Zwischenfelder der 
Bogen mit in alto rilievo gearbeiteten historischen Darstellungen verziert. Zur 
Rechten sieht man den Höllenpfuhl brennen, welchem der Engel des Gerichts 
die Seelen der Verdammten zutreibt; zur Linken stellen die beiden andern 
Zwischenfelder der Bögen die Auferstehungsscene dar. Man sieht die Auf 
erstehenden in einzelnen wie in gruppirten Figuren aus kleinen Sarkophagen 
sich erheben und mit gefaltnen Händen dem Paradiese zueilen, wo Gott unter 
dem Bild einer, von zwei colossalen Händen umfafsten, Wolke sie erwartet. 
Die Pforten des Himmels sind durch gothische Thürchen angedeutet. 
Diese alto-rilievi haben übrigens geringen Kunstwerth, da die Figuren, 
im Allgemeinen fehlerhaft, nicht so häufig wie in Italien bei ähnlichem 
Gegenstand, die waltende Meisterhand verrathen. 
Durch die in der Hinterwand dieser Emporbühne angebrachten Thüren 
tritt der Forscher in das Chor, um ein Bauwerk zu bewundern, dessen 
harmonisches Ganze, dessen kunstvoll ausgearbeitete Details im Zauberglanz 
der Fenster, die Einzelnes und Ganzes in mildem Lichte gleichsam verklären, 
den Kunstsinn erhebend, das Gemüth tief und innig ergreifen. 
Den vorderen Theil dieses Chors *) bildet ein mit einem Kreuzgewölb 
überbautes Viereck, zu dessen vier Widerlagspuncten säulenverzierte Pfeiler 
hinanstreben. Die beiden Seitenwände sind unten in vier Abtheilungen gebracht, 
welche durch ein Gurtgesimms getrennt, sich oben wiederholen; die Bögen 
haben Kleeblattform. Auf der rechten Seite stehen Chorstühle von roher 
Arbeit, zur linken führt eine steinerne Treppe zu der Emporbühne hin. An 
diesen Bau schliefst sich der hintere Theil des Chors an, in welchem der 
unten beschriebne Hochaltar erbaut ist. — Fünf Wände (s. Kupf. XIV.) 
umfassen den Raum, in welchem man Spitzbögen gewahrt, durch deren noch 
gröfstentheils erhabne gemalte Scheiben das Chor sein Licht erhält. Drei 
*) Moller’s Denkmale der teutschen Baukunst 1. Band. Platte 16 u. 21.
	        
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