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Wohin?
In die Wanderherberge mochte er nicht, des Wirtes
wegen, der ihn gewarnt hatte. Was ging sein Schicksal
andere Leute an? Er mutzte allein fertig werden. In diesem
Augenblick aber gelüstete es ihn vor allem, seinen Hunger
zu stillen. Da fiel ihm eine Schenke ein, die er am Ende
der Gasse gesehen hatte. Dorthin begab er sich, schritt ein
paar Stufen hinab und setzte sich an einen frischgescheuer
ten Tisch.
Eine Frau brachte ihm, was er wünschte. Der junge
Mensch kam ihr sonderlich vor. Hatte sie ihn nicht schon
einmal gesehen? — Nach kurzem Hin und Her wutzte sie
seinen Stand, und da ging ihr ein Licht auf.
„Ah — Ihr habt beim Meister Rybak gearbeitet . . .?"
„Wie kommt Ihr darauf?"
„Nun — so, wie man halt darauf kommt. Es haben
schon öfters Gesellen Eures Handwerks hier gesessen, die bei
dem da gearbeitet hatten."
„Bei dem da? Jst's nicht recht mit ihm — mit Meister
Damian Rybak?"
„Um Gott, Gesell, warum soll es nicht recht sein?" er
widerte die Alte. „Nur — es hält's niemand lange bei ihm
aus. Oder ist's Euch anders ergangen?"
„Zwei Tage", fuhr es Konrad heraus.
„Jesus Maria", bekreuzigte sie sich, „da hat er's aber
eilig gehabt diesmal."
In der neugierigen Art der Teilnahme, die alten Wei
bern eigen ist, konnte sie's nicht lassen, den hübschen, rotwan
gigen Knaben gründlich zu mustern, so datz es dem bald un
bequem wurde. Das konnte ihr nicht entgehen, aber wie
frisches Blut rechte Hexen unwiderstehlich anzieht, so wutzte
sie es nicht so rasch anzustellen, sich aus der Stube zu ent
fernen, und watschelte schwerfällig und vor sich hin mur
melnd umher. Konrad, mit seinem ganzen Wesen auf das
Geheimnis gerichtet, dessen seltsamen Hauch er geatmet hatte,
deutete dies Gebaren in seinem Sinne. Plötzlich, als die
Alte sich einmal seinem Tisch näherte, packte er sie beim
Handgelenk und drückte sie auf einen Stuhl.
„Jetzt sagt Ihr mir, was es mit Meister Rybak auf sich
hat", zischte er sie an, die mit erschreckt aufgerissenen Augen
in sein Gesicht starrte. Aber da er solche Verzerrung sah,
mutzte er lachen. Nein, er wollte ja keine Gewalttat an einem
so wehrlosen Stückchen Mensch! Indem er auf seine klirrende
Geldtasche schlug, flüsterte er der Frau ins weißlich um
strähnte Ohr: