seine ganze Lebenszeit nach nichts Geistreicherem strebt, als solch
fades, erbärmliches Zeug zu komponiren und zu spielen.
Auch fand ich, außer dem Tremolo, in seinen Sachen gar nicht
die Schwierigkeiten, die ich erwartete. Ich habe meine Meinung
denen bis in den 3ten Himmel entzückten Dresdenern ziemlich
derb gesagt und Naß stimmte ganz mit überein. Beriots
Schwägerin Garcia kam mir weit genialer vor. Clara Wieck
sowie die Künstlerfamilie Lewy aus Wien hörte ich auch noch
bei einem musik. Dejeuner. Lewy ist Hornist bei der Wiener
Oper, sein ältester Sohn spielt Klavier, seine Tochter Pedalharfe,
und der jüngste, ein bildschöner Knabe von 8 Jahren, behandelt
das Horn mit einer Kraft und Energie, daß man erstaunen
muß. Dies wären denn so die interessantesten Momente
meiner ferneren Reise gewesen, die angenehmste Zeit erlebte
ich doch in Karlsbad. Auf Ihr Urtheil über Beriot bin ich
gespannt. Schreiben Sie mir ja recht bald.
Einige Urtheile über mein Orgelspiel war ich so frei beizulegen.
Empfehlen Sie mich den lieben Ihrigen aufs angelegentlichste.
Hochachtungsvoll
Ihr ergebenster Verehrer
Adolph Hesse.
NS. Ries in Berlin zeigte
mir eine kostbare Stradivari-
Geige, die er aus dem Nachlaß
eines Kunstfreundes erstanden
hat.
Volltext von: Karl Traugott Goldbach, Spohr-Briefe
www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1838082231