EINLEITUNG
man. 8) auf diese Weise 1528 nach Kassel und wurde wohl zunächst in der Mar-
tinskirche aufgestellt. Diese Büchersammlung bildete den Grundstock für die Bi-
bliothek von Philipps Sohn Landgraf Wilhelm IV., der sie 1580 im Kasseler Rent-
hof unterbrachte. Mit diesem Datum beginnt die eigentliche Bibliotheksgeschich-
te. Zunächst blieb die fürstliche Büchersammlung auch weiterhin die wissen-
schaftliche Bibliothek des Landesherrn und spiegelte deutlich die Interessen ihrer
jeweiligen Besitzer: Zu Wilhelms Zeit lag der Schwerpunkt bei Theologie, Staats-
recht und Astronomie, sein Sohn Moritz bevorzugte Alchemie und Musik.
Die Poetica aus der Zeit des Landgrafen Moritz (28 Ms. poet. et roman. 12, 4o Ms.
poet. et roman. 1,11-13) verraten auch sein Engagement für das von ihm 1618
gegründete Collegium Mauritianum7, seine künstlerischen Interessen und die Be-
gabung seiner Tochter Elisabeth (s. dazu auch unter „Mss. theatrf). Die Hand-
schrift 28 Ms. poet. et roman. 12 ist ein Autograph eines Zeitgenossen, des refor-
mierten Theologen und Dichters Hermann Fabroniusg, der in enger Verbindung
zum Hof des Landgrafen stand. Unter anderem enthält der Sammelband zwei
Schuldramen mit Aufführungsvermerken und zahlreichen Epigrammen für na-
mentlich genannte Zeitgenossen aus der Kasseler Gegend und aus Österreich, wo
Fabronius sich längere Zeit aufgehalten hatte. Alle diese Namen sind nur ins
Register aufgenommen und dort durch einen Stern bezeichnet. Hinzugesetzt wur-
den bei diesen Registereinträgen der Anschaulichkeit halber Jahreszahl und Ort,
soweit Fabronius sie nennt, und - sofern möglich - eine kurze Charakterisierung
der Persönlichkeit.
Im späteren 17. Jh. erfuhr die Bibliothek noch weitere bedeutende Zugänge: Zu-
nächst kamen 1632 als Folge des 30jährigen Krieges die Reste der Bibliothek des
Fuldaer Benediktinerklosters zusammen mit weiteren Fuldaer Beständen nach
Kassel. Dabei waren die Poetica 28 Ms. poet. et roman. 5 u. 6, eine Lucan-Hand-
schrift aus dem 10. und eine Servius-Handschrift aus dem 9. Jh., die ältesten
Stücke der Poetica-Reihe.
Im Jahre 1686 kam weiterer Zuwachs durch die „Pfälzer Erbschaftw. 8 Poetica
stammen aus dieser auch „jüngere Palatinaü genannten Büchersammlung, die im
Gegensatz zu der bisher in Kassel vorhandenen wissenschaftlich ausgerichteten
Bibliothek überwiegend repräsentativen Charakter hatte. So finden sich hier die
am prachtvollsten ausgestatteten Codices unserer Signaturgruppe (28 Ms. poet. et
roman. 2, 3, 48 Ms. poet. et roman. 5, 6). Von ihnen läßt sich sagen, was auch
HBROSZINSKI, Schütz als Schüler in Kassel, in: Heinrich Schütz, „der hervorragendste Musiker
seiner Zeitll, Kassel 1985, S.35 ff.
W. DILICH, Ritterspiele anno 1596, als Nachdruck hrsg. von H. Broszinski und G. Schweikhart,
Kassel 1986, S.XI f.
H. BROSZINSKI, In Heidelberg verbliebene Bestände - durch Vererbung nach Kassel 1686 vor der
Vernichtung bewahrt, in: Bibliotheca Palatina, Kat. zur Ausstellung 1986, Textbd., Heidelberg
1986, S.489 ff.
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