EINLEITUNG
Manuscripta poetica et romanensia, Manuscripta theatralia - schon die Bezeich-
nungen dieser Gruppen im Kasseler Handschriftenbestand klingen gleichsam ro-
manesk und wecken Erwartungen, Erwartungen freilich, die dann aber in ganz
zwiespältiger Weise beantwortet werden: Gehören zu dem Fundus auf der einen
Seite ganz außerordentliche Stücke, die auch der Stolz reicherer Bibliotheken
wären - zu nennen sind hier der Willehalm-Codex, die Petrarca- und die Boc-
caccio-Handschriften, das Alsfelder Passionsspiel oder der Kasseler Totentanz -,
so machen sich neben der üblichen, aber durchaus reputierlichen Durchschnitts-
ware zwanzig Handschriften aus dem 19. und 20. Jahrhundert breit, die nur thea-
tralisch daherkommen, aber nicht die Spur poetischen Charakters haben. Die
Mehrzahl davon hat nur regionale oder lokale Bedeutung, und gelegentlich haben
wir uns gefragt, ob wir sie überhaupt aufnehmen sollen. Sie sind häufig als Legate
an die Bibliothek gekommen]. Bei der Entscheidung, ob ja oder nein, war aber
der Umstand zu berücksichtigen, daß die Kasseler Bibliothek als Landesbiblio-
thek einen stark regionalen Aspekt hat. Vieles, was auf den ersten Blick wertlos
erscheinen mag - und es vielleicht auch ist -, gewinnt durch Namen-, Orts- und
Sachbezüge für Kassel und Hessen landeskundliche Bedeutung. Deshalb konnten
wir uns nicht zu einer Wertung der hier zu Verzeichnenden Stücke entschließen.
In der Gruppe der Manuscripta poetica et romanensia sind erwartungsgemäß
Texte der schönen Literatur vereinigt, die meist in gebundener Sprache abgefaßt
sind. Es gilt, gleich hier einem falschen Eindruck vorzubeugen: Die Signaturen-
gruppe enthält bei weitem nicht alle „Poeticatt unter den Kasseler Handschriften,
Die vollständige Benennung für das Kasseler Bibliothekssystem lautet seit 1976 „Gesamthoch-
schul-Bibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel J2 Die
im vorliegenden Katalog beschriebenen Handschriften kamen in der Mehrzahl schon vor diesem
Datum in Bibliotheksbesitz, daher wird die Abkürzung LB (Landesbibliothek) verwendet.
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