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In einem andern Schreiben vom 18. Mai fordert Euler für die jährliche
Nachsicht und General-Stimmung der Orgel 10 »F>, so wie für die vorzunehmende
Reparatur und Nachsicht der Orgel 50 «f>.
Als wir nun im Jahr 1868 an Herrn Lehrer Riemschneider einen so
tüchtigen Organisten hatten, sich die Gemeinde nach den so lange entbehrten Genüssen
von Kirchen-Concerten sehnte, weshalb die Orgel einer gründlichen Wiederherstellung
bedurfte, so erließ der Kirchenvorstand unterm 14. November 1868 an die Gemeinde
eine Aufforderung zu freiwilligen Beiträgen.
Er theilte mit, daß die völlige Reparatur mit Einschluß einiger verabredeter
Veränderungen mit Hinzufügung zweier neuen Register sich auf 340 «f> belaufe,
während sonstige dabei vorfallende bauliche Veränderungen etwa auf 450 »f zu
veranschlagen seien, zumal namentlich die Orgelempore erweitert werden sollte, damit
daselbst ein Knabenchor Platz habe, mittelst dessen der Organist im Stande sei, den
Gesang der Gemeinde zu beherrschen.
Die Orgelbauer Gebrüder Euler aus Gottsbüren versprachen für obige
Summe die Orgel in allen Theilen tüchtig und in sämmtlichen Registern brauchbar
wieder herzustellen, und wollten für 10 Jahre lang die Garantie völliger Brauch
barkeit übernehmen, wenn ihnen die Beaufsichtigung derselben übertragen würde.
Am 9. Februar 1869 fand in der Kirche zum Besten dieser Orgel-Reparatur
ein Concert der drei Gesang-Vereine statt, welches einen Reinertrag von 60 «F>
4 ¡ftp ergab.
Die Reparatur wurde nun auf obige Weise vorgenommen, und der als der
erste Orgelkenner und Orgelspieler im ganzen Lande rühmlichst bekannte alte biedere
Pastor Baldenius kam auf unsere an ihn gerichtete freundliche Einladung sogleich
zu uns und übernahm die Abnahme und Prüfung der Orgel.
Außer einigen von Euler versprochenen, aber nicht ausgeführten Arbeiten, so
wie die Herstellung mehrerer versprochenen Pfeifen von Zinn, welche er von Holz
verfertigt hatte u. s. w. erklärte der Herr Pastor Baldenius die Reparatur dem
Contracte gemäß entsprechend und zufriedenstellend.
Auf dem schon oben beschriebenen Altar 8t. Beatae Mariae Virginis erhebt sich
ein gewaltiger Aufsatz, der erst zu Ende des 17. Jahrhunderts verfertiget ist.
Daß an dieser Stelle schon früher im Jahre 1444 von dem berühmten Geist-
lichenJohann v o n S ch e e d en ein Altar errichtet wurde, ist gleichfalls schon oben erwähnt.
Man interessirte sich sehr für den Bau dieser großen Altarbekleidung durch
reichliche Beiträge und Geschenke. So finden wir unter Anderen von Anne Catharine
Niemeyer, Conrad Färbers Frau 50 *$. Von Catharine Bensen, Christian Blume
Frau 37 «$. Von Adelhard Winter 50 «sp. Von Jacob Schumacher 20 «$>. Von
Caspar Kniepers Wittwe 20 *§> u. s. w.
Als die Kirchenvorsteher 1055 «K 4 Mgr. 7'/, V> Vorrath gesammelt hatten,
wurde am 24. April 1694 ein Contract mit dem Bildschnitzer zu Heiligenstadt Johann
Andreas Gräber zur Verfertigung dieses neuen Altars gemacht.
Dieser Meister arbeitete daran 4 Jahre. Als drei verflossen waren, wurde
man ungeduldig, zumal man schon 300 Ä vorgeschossen hatte und verklagte ihn am
2. Mai 1699.
Jetzt kam das Werk zu Stande.
Am 18. Mai 1700 holten 7 Wagen die verfertigten Stücke von Heiligenstadt,
und im Juni dieses Jahrs wurde der Altar aufgerichtet. Herr Gräber ließ sich
einen Nachschuß von 62 «§> als Zulage bezahlen, weil das Werk kostbarer geworden,
als er gedacht.
Es betrug die Ausgabe mit den Nebenunkosten nun in Allem 539 18 Mgr.
Dem Contracte gemäß gingen Herrn Gräber die Gemälde und die Ver
goldungen nichts an.