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Schreiber dieses enthält sich als Laie über die beabsichtigte Verlegung der
Kanzel alles Urtheils, nur glaubt er, daß unsere alten Vorfahren bei Errichtung der
selben es gewiß auch vielfach überlegt haben, auf welcher Stelle man sie am zweck
mäßigsten anbringe.
Wir fahren mit unserer Baurechnung fort und kommen zur Dachdeckerarbeit,
woran in diesem zweiten Jahrgange als Gesellen und Gehülfen folgende Personen
arbeiteten: Cordt Battenhausen, Hans Hering, Matthäi, Hans Klote,
Cordt Bornemann, Kukenhans, Jacob Lunkemeyer, HansKocken, Hans
Becker, Hendrick Vollbrecht, Heinemann Ludolph, Hans Willgen, Jacob
Grimpe und Hans Ludolph.
Unser geschickter Steinhaucrmcister Hans Horbusch bekam für Steinhauer-
Arbeiten wieder 12'/, Mark 13'/, Schilling 2 Pfennig, wobei die gehauenen Steine,
wie im ersten Jahrgange, nach Schnuren und Ellen berechnet sind.
Für Maurer-Arbeiten 4'/, Mark 21'/, Schilling 2 Pfennig.
Sodann für Arbeiten am Thurme, wobei Meister Hans Horbusch wieder
selbst thätig war. 10'/, Mark 10'/, Schilling 2 Pfennig und nochmals 2'/, Mark
5 Schilling 2 Pfennig.
Die Maurer, welche unter des Meisters Aufsicht mit am Thurme arbeiteten,
waren: Hermann Rammcnstein, Claus von Cassel, Hans von Kofunqen,
Wedckind Hamel von Cassel, Teypele, Cordt Schumenketel und Cordt
von Ußlar.
Unter den Ausgaben für Verschiedenes müssen wir zum Schluß noch erwähnen,
daß für einen Weg nach Cassel nur 16 Pfennig und für Papier zu dieser Bau
rechnung nur 4 Pfennig berechnet sind.
Die Einnahme des zweiten Jahrganges bis Martini betrug:
Vom Rathe .... 11'/, Mark 15'/, Schilling 2 Pfennig.
Aus den Hciligenstvcken 3 Vierding 4 „ 2 „
Vom Bettel und Ablaß 1'/, Mark 7 „ 1 „
Von Verschiedenen . . — „ 4'/, „ 2 »
Summa aller Einnahme 14 Mark 19'/, Schilling 1 Pfennig.
Gesammt-Einnahme: erster Jahrgang 249'/, Mark 2 Schilling 5 Pfennig.
„ w zweiter „ ' 14 „ 19'/, „ 1 „
Auch sehen wir, daß die Kirche von Herrn Marsemann zum Bauen noch
50 Gulden verzinslich erborgte.
Gefammt-Ausgabe: erster Jahrgang 280 Mark 6 Schilling — Pfennig.
„ „ zweiter „ ' 51 „ 19 „ 3 „
Bei dieser zweijährigen Rechnung des Herrn Cordt Franke hatte die Ausgabe
die Einnahme mit 8 Mark weniger 4 Pfennig überstiegen, welche Summe dem Rech
nungsführer — solula est — erstattet wurde.
Man sieht aus dieser letzten Rechnung, daß die Geldmittel zum Bau nun
erschöpft waren und man vorläufig an den Weiterbau des Thurmes gar nicht denken
konnte, sondern so weit, wie man damit gekommen war, denselben mit Dachwerk
schließen mußte.
Auch die Kirche versah man mit einem Dache; es war niedriger, als das
jetzige und mit Bodenluken versehen. Man errichtete auf demselben in der Mitte der
First ein Evangclienthürmchen oder einen sogenannten Dachreiter, wie man das Kirch-
dach mit demselben noch auf alten Abbildungen sieht.
Da Schreiber dieses jetzt noch nachträglich eine alte Baurechnung aufgefunden,
welche aber viel unleserlicher, wie die vorige, und mit so blasser Tinte geschlichen ist,
daß es sehr schwer hält, etwas Sicheres daraus zu entnehmen, so beweist sie dennoch,
daß man mit dem Weiterbau vom Spätherbst 1495, obgleich sehr schwach, bis zum
Jahre 1502 fortgefahren hat. Von den Magistrats-Personen, welche die Gelder aus-