Schon unter Herzog Heinrich dem Löwen, bei bcffen kräftiger Regierung die
öffentliche Sicherheit erhalten und Handlung und Schifffahrt von ihm aus allen
Kräften befördert wurde, indem man schon im Jahre 1142 die Weser von Münden
bis Bremen befuhr, blühte unsere Stadt immer mehr und mehr auf.
Doch nach dessen Achtserklärung im Jahre 1180 griffen die benachbarten geist
lichen und weltlichen Herrscher gierig zu und bemühte sich ein Jeder, einen bedeutenden
Theil von den so reichen Gütern des Löwen an sich zu reißen
Die Folge davon war, daß Krieg unsere Gegend verheerte und das ganze
Weserthal unterhalb Münden, selbst noch Kloster Lippoldsberg re., vorn Jahre 1184
an thüringisch wurde.
Als aber der Enkel Herzog Heinrich des Löwen, Otto. mit dem Zunamen kuer,
weil er bei seines Vaters Tode erst 9 Jabre alt war, die Hoffnung hatte, demnächst
wieder in den vollen Besitz der Lande seines Großvaters zu gelangen, im Jahre
1223 als künftiger Erbe für majorenn erklärt war und dem Kaiser Friedrich dem
Zweiten, obgleich dieser dem Otto früher oft zu schaden suchte, dennoch treu blieb und
nicht, wie mancher Andere, von ihm abfiel, so wurde der Kaiser jetzt ganz anders
gegen ihn gestimmt.
Auf dem großen Reichstage zu Mainz erschien Otto im August 1235 vor
dem Kaiser, und nachdem er demselben den Eid der Treue geschworen, erhob er ihn
zum Herzog von Braunschweig-Lüneburg.
Kaiser Friedrich der Zweite war so vergnügt über den Ausgang seiner Streitig
keiten mit dem Welfenhause, daß er befahl, diesen Tag in den Reichs-Annalen zu
verzeichnen.
Da nun der Herzog durch des Kaisers Vermittelung das fruchtbare, Werrathal
wieder erhalten, so sandte Otto kuer zu Anfang des Jahres 1246 auch eine Gesandt
schaft nach unserm Münden und ließ Magistrat und Bürgerschaft Vorschläge zu einer
freiwilligen Uebergabe machen.
Unsere Stadt hatte sich, auch selbst unter der thüringischen Usurpation, dennoch
immer so viel wie möglich einer eigenen Freiheit bedient, und da diese Otto aufrecht
erhielt, ja dieselbe noch mehr erweiterte, so begab sich Münden unter seinen Schutz.
Da nun der Herzog aus allen Kräften auf das Wohl unserer Stadt bedacht war,
Handlung und Schifffahrt zu befördern suchte, so kam dieselbe immer mehr und mehr
zu größerer Blüthe und Wohlhabenheit.
Auch ließ Herzog Otto Puer unsere Burg, die 1070 von Otto von Nordheim
wieder aufgebaut war, so vergrößern und erweitern, daß sie zu einer fürstlichen
Residenz ganz bequem wurde, und er auch oft hier in unserm lieblichen Thale verweilte
Die Zahl unserer Einwohner vermehrte sich nun auch so bedeutend, daß die
Aegidien-Kirche, welche bisher die geistlichen Bedürfnisse der Stadt befriedigt, die Zahl
der Besucher des Gotteshauses nicht mehr fassen konnte und man auf Erbauung
einer größern Kirche bedacht war.