voraus, erstens seine hohe Lage, zweitens seine besondere, von Weidler
erwähnte, erschütterungsfreie Fundamentierung. Wenn man überhaupt
Überlegung darin finden will, daß innerhalb von 30 Jahren hier die
dritte Warte erbaut wurde, so müssen diese beiden Vorzüge zwei recht
bedenklichen Mängeln der älteren Warten abgeholfen haben. Umso
verständlicher wird dann freilich auch der Sarkasmus, mit dem der
jüngere Uffenbach (Armin S. 52) 1728 konstatiert, daß - aller
schönen Publikation in Doppelmayrs Atlas coelestis zum Trotzt 37) --
das Observatorium nie seinem Zweck entsprechend gebraucht, viel-
mehr durch den Landgrafen selbst entweiht worden sei, indem er es
zum Mätressensitz vergabt hätte. (Sein Leerstehen 1729 von Reisenden
notiert, Hessenld. 36, 1922, 138). Jedoch verdanken wir Doppel-
mayrs prächtigem Atlas eine gute Ansicht des Hauses von der Vorder-
seite her, die mit der auf TfL 2 55 veröffentlichten Zeichnung und dem
im Museum erhaltenen - zuerst in einem auf 1730 zurückgehenden
Inventar von 1753 aufgeführten - Wachsrelief der Rückfnont zu-
sammen eine ausreichende Vorstellung des hernach in seinem Ober-
stock gänzlich umgebauten Observatoriums vermitteln. Eine erneute
Beschreibung macht der Text des Denkmälerwerks überflüssig. Was
für den Zweck des Baues kennzeichnend ist, ist die auf das flachein-
gedeckte zweite Obergeschoß in voller Geschoßhöhe aufgesetzte kreuz-
förmige Aufstockung mit ihrem achteckigen Mitteltürmchen und den
vier über den Hausecken freibleibenden von je zwei Wänden eingehegten
Altanen.38) Diese voneinander räumlich geschiedenen Altanen sind mit
der Begrenztheit ihres Blickfeldes wohl der letzte Nachklang der pri-
mitiven Altanen des Landgrafenschlosses. Die Kreuzgeschoßanlage
selbst dagegen übertrifft durch ihre Vierflügeligkeit, durch Breite
und Bequemlichkeit des Zugangs und durch ihren stabilen „dôme",
aus dem Treppen auf die vier Plattformen hinabführten, sowohl die
Notanlage des Kunsthausumbaus von 1696 wie die raffinierte aber
technisch verfängliche des Zwehrenturms von 1 70 7. Wie lange das
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