der stetigen Beobachtung und treuen Verzeichnung der Gestirne fort-
arbeiten ließ und selbst arbeitete.
Wie lang die Altanen des Landgrafenschlosses benutzt worden sind,
ist unbestimmt. Joh. Just. Winckelmanns Worte II275 könnten
glauben machen, daß noch zu seiner Zeit (1697) dort observiert worden
wäre. Aber dieser Passus in der Beschreibung von Hessen: „oben an der
Ost- und Südecke hat das Schloß sehr lustige Altanen und Observato-
rien", ist von Winckelmann mit kleinen stilistischen Änderungen aus
Merians Topographie (2. Aufl. 1655, S. 33) übernommen worden,
in die er als Erweiterung der Erstauflage hineingesetzt war. Aus diesem
rein literarischen Zeugnis ist daher umsoweniger die 1697 noch an-
haltende Benutzung der Altanen abzunehmen, als bereits die erste Me-
rianauflage von 1646 (in der 2. Aufl. S. 31 abgedruckt) von Obser-
vatorien nichts und von Benutzung nur zu berichten wußte, daß
Wilhelm IV. im Schloß sich mathematische Instrumente und zu
ihrer Bedienung Christ. Rothmann gehalten hätte.9) was gewiß mehr
nach musealer Unberührtheit denn nach tätiger Geschäftigkeit klingt,
zumal mit Rothmann von Kassel aus kein rechter Staat zu machen
war. Hatte doch Rothmann Kassel, wie Strieder angibt, 1590 ver-
lassen und war nie mehr zurückgekommen, sodaß selbst seine hes-
sischen Observationen, mangels einheimischer Kräfte, erst 1618 in
Leyden von Snellius herausgebracht wurden.10} Albrecht glaubte
sogar, a. a. O. 236, nachweisen zu können, daß diese Merianschen
Angaben, die mit dem Bericht über Rothmann von einer um ein halbes
Jahrhundert zurückliegenden Zeit sprechen, Anleihen aus Saurius
Städtebuch von 1593 wären. Aber diese an sich ansprechende Ver-
knüpfung scheint mir nicht erweisbar; ich finde eine Erwähnung von
Sternwarten erst in der Städtebuchauflage von 1658, nicht 1587 und
nicht 1593. Und 1658 kann sie umgekehrt schon Entlehnung aus
Merian sein. Jedenfalls aber gestattet diese Quellenkritik an Winckel-
manns compilatorischen Text ihren Zeugniswert richtiger zu erkennen,
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