Full text: Die Sternwarten Kassels in hessischer Zeit

W i l h elm IV. 1560 auf dem Landgrafenschloß einrichtete. 1) Seit F. 
Albrechts ²) und G. Breithaupts³) Untersuchungen ist erwiesen, daß 
Wilhelm - abgesehen von den fraglichen Beobachtungsplätzen auf 
dem tiefgelegenen Lustschloß in der Aue, die Albrecht nach Piderit 
ansetztl 4) - in Kassel nur auf dem Schloß Observationsstätten besaß 5) 
und daß der Zwehrenturm erst spät mit der Gloriole einer wissen- 
schaftlichen Vergangenheit geschmückt wurde. Über die Anlage dieses 
Schloßobservatoriums herrscht ziemliche Klarheit. Zeichnungen und 
Ansichten geben übereinstimmend zwei, wohl nacheinander entstan- 
dene, rechteckige Ausbauten an den Ecken der über der Fulda bele- 
genen Rothensteinfront an, die vom Erdgeschoß bis zur Höhe des Gie- 
belansatzes durchgeführt sind und oben mit einer balustradengesäum- 
ten offenen Plattform, der Altane, schließen. 6) So zeigt es Dilich 
1598 (Kassel, Tfl. 171,2) und noch Müntz 1788 (ebd. Tfl. 174,1). 
Beachtlich ist an dieser ältesten, schlichten Anlage zweierlei: einmal 
daß diese Warten nicht über die Höhe des Schloß-Dachfirstes hinaus- 
ragen, sodaß große Teile des Horizonts verdeckt bleiben; zum andern, 
daß sie zum Ausgleich dieses Mangels sich nicht in die Fluchtlinien 
der Schloßschmalseiten einfügen, sondern erheblich, bis zu zwei Fen- 
sterachsen, vor die Flucht vorspringen, sodaß von dem Altan der Süd- 
ostecke nach Süden und Osten, von dem der Südwestecke nach Norden 
und Westen observiert werden konnte.7) Eine direkte Verbindung der 
beiden Altanen, durch Laufstege oder Durchlässe, ist nicht anzu- 
nehmen. Sie liegen um die ganze Länge der Front auseinander. 
Daß die Altanen unbedeckt waren, mußte sowohl der Benutzer wie der 
Geräte wegen von je als Mangel empfunden werden. Albrecht hat 
Tychos und Gassendis Äußerungen zusammengestellt. Die Zerreiß- 
ung des Beobachtungsstandes in zwei Halbwarten und deren be- 
schränkte Aussicht mußten hinzukommen, um diesen Bauzustand als 
verbesserungsbedürftig erscheinen zu lassen. Wenn überhaupt Wunsch 
und Wille walteten, ernsthaft und beständig zu arbeiten, so brauchte 
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