Trennungstüren unabhängigen Beweglichkeit auszu
schöpfen: das ist die jüngste und stärkste Abteilung
der großen Sammlungen, das Kabinett der religiösen
Kunst des deutschen Mittelalters. Hier birgt das Haus
die blutrot-golden-schimmernde Tafel von Merxhausen,
den weitausladenden Altar des Klosters am Ahnaberg,
die gewaltigen Totenschilde eines erlöschenden Adels
geschlechts, hier findet sich das romanisch strenge Stein-
köpfchen einer Fürstin aus Fritzlar zu dem unsagbar
milden, aus dem weichsten Holz geschnitzten Standbild
der Madonna aus dem mittelrheinischen Laub. Wie
wenig Werke und wie viele Meister, wie wenig Stämme
und wie viele Charaktere! Das üppige Franken neben
dem herben Schlesien, der von französischer Grazie
geschmeidig gewordene Westen neben dem unbehilflich
störrischen fast abweisenden Hessen.
Unsere Führung, könnten wir sie besser schließen,
als indem wir aus der Weite des klassischen Altertums,
aus der Tiefe der grauesten Vorzeit in die allerengste,
allervertrauteste Nähe zurückkehren? Wir setzen wie
ein Siegel unter unsere Worte als Sinnbild jener
Kräfte, die lebendig wirkten und diesem Hause seinen
Boden schufen, den schlichten namenlosen Andachts
stein vom alten Friedhof unserer Stadt Kassel.
Spätgotisches A n d a ch t s b i l d von 1491
Uber dem knieenden Etifterpaar im Spruchband:
..Kisorere inei o Christe fili dei.“