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und Stadtbehörden, und die Klage über Wassermangel
läuft wie ein roter Faden durch das gesamte ältere
und neuere Aktenmaterial der Stadt.
Diese schwierigen Verhältnisse machen es erklär-
lich, dass in auffallend früher Zeit in der hessischen
Hauptstadt eine künstliche Wasserleitung entstanden ist.
Nach der Congeries wäre die Druselwasserleitung
im Jahre 1385 angelegt worden; sie fiele also in eine Zeit,
da der Landgraf -- Hermann der Gelehrte -- mit seinen
Unterthanen in Unfrieden und Streit lag und in ein
Jahr, in dem die Hauptstadt vom Erzbischof von Mainz
gemeinsam mit dem Landgrafen von Thüringen und
dem Herzog Otto von Braunschweig eine schwere Be-
lagerung auszuhalten hatte. Es erscheint zweifelhaft,
ob ein solches, für die damaligen Verhältnisse bedeu-
tendes Friedenswerk unter derartigen inneren und
äusseren Bedrängnissen ins Leben treten konnte. Wahr-
scheinlicher würde die Nachricht klingen, wenn sie aus
der Regierungsperiode von Hermanns Nachfolger --
Ludwigs I. des Friedfertigen -- überliefert wäre, der
während seiner ruhigeren Herrschaft Kunst und Gewerbe
unter seine Obhut nahm und dem Städtewesen eine
besondere Fürsorge angedeihen liess.
Die Druselleitung oder, wie sie gewöhnlich genannt
wird, der Druselgraben war ein künstlich angelegter
offener Wassergraben, der unterhalb des Dorfes Wahlers-
hausen aus dem durch ein Überfallwehr aufgestauten
Druselbache gespeist wird, wie dies heute noch un-
verändert vor sich geht.
Dieser Bach entsteht durch Vereinigung einer
grösseren Anzahl von Wasserlaufen; ihr Hauptstamm
hat seinen Ursprung beim Berghaus auf dem Habichts-
walde und nimmt die Stollenwasser der dortigen Braun-
kohlengruben auf. Ihm fliessen die Quellen und Tage-
Wasser der Abhänge südlich vom Habichtswalde und