Full text: Casselische Polizey- und Commerzien-Zeitung (1820, [3])

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deö Milzbrände- auf die Menschen sattsam beweisen, 
und von der Königlich Preußischen Regierung im 
r zten Stücke des vorjährigen Magdeburgischen Amts 
blattes zur öffentlichen Kunde gebracht worden sind, 
hier anzuführen: 
„Mehrere Viehbesitzer," heißt es «örtlich in jenem 
Blatte, „welche entweder dem noch lebenden milz- 
„dravdigen Vieh ins Maul gefaßt, oder daS soge- 
,, nannte Rückenblut haben ausziehen wollen, bekamen 
„den heftigsten Brand an den von den Säften des 
„ TkttrS berührten Theilen. Ein Schäfer aus Neuen- 
„dorf öffnete ein am Milzbrände crepirtes Stück zu 
„Schleunen, und starb in wenigen Tagen am Brande. 
„Vorzüglich auffallend war das Erkranken und der 
„Tod des Amtmanns Blümner zu Netzow bei 
„Nauen und seines Verwalters Kressin. Beide 
„hatten am 12. Iulii (1818) einer am Milzbrand 
„leidenden Kuh zur Ader gelassen, wobei ihnen das 
„Blut über die Hände gelaufen war. Ohngeachtet 
„Bride die Hände nach einigen Minuten reinigten, 
„so erkrankte doch am röten der Blümner und am 
„röten derKresstn. Letzterer starb am aasten und 
„Ersterer am azsten desselben Monats. Ihre vom 
„Dr. Meier veranstaltete Leichenöffnung zeigte 
„innern Brand und Auflösung der Milz." 
„In Spandau bekam eine Frau, die von der Milch 
„ einer milzbrandigen Kuh getrunken, tödtliche Brand» 
„flecke. In mehreren Orten starben die Hunde und 
„Schweine, die man unvorsichtiger Weise von dem 
„Flersche des am Milzbrände crepirten Viehes hatte 
„fressen lassen, die Hunde schon nach 24 Stunden. 
„In Deetz starben die Enten, welche von dem Blute, 
<' „wa- dem milzbrandigeu Vieh abgelassen war, ge- 
„trunken hatten." 
„Auch schon wieder in diesem Jahre, selbst in der 
„M'tte des Winters, haben wir traurige Beispiele 
„von drm Uebergange des Milzbrandes auf die Men- 
„schen erkalten. Diese fürchterllche Krankheit brach 
„am 10. Januar dieses Jahrs unter dem Hornviehe 
„auf der Fürst!. Domaine Stiege aus, wnd raffte 
„d,S zum 3. Februar 23 Stück Rindvieh weg. Zwei 
„Menschen, der Hofmeister und der Kuhhirte, rpelche 
„mit dem Dreh umgingen, wurden ein Opfer dieser 
„Krankheit." 
„ Dre Krankheit des Hofmeisters zeigte sich unter 
„der Form eines furchtbaren TyphuS; der Puls war 
„kaum fühlbar, die Grundfarbe des ganzen Körpers 
,,«<ur violett mit kell - und dunkelrothen Flecken und' 
„Striemen bedeckt, au der linken Seite des Gesichts 
„verbreitete sich eine Rose bis an den Hals herab. auf 
„dirftlden befanden sich schwarze und gelbe Blattern, 
„übrigens hatte der Patient völlige Besinnung, und 
„sagte, er fühle den gewstscu Tod. Er starb nachdem 
^, er fünf Tage krank gelegen harte." 
„Der Kuhhirte erkrankte auch, der Puls war nicht 
- „deutlicher zu bemerken, wie bei dem Vorigen, der 
„Körper t>«tce zwar einige Flecken, aber nicht auf 
„violettem Grunde, an der Unten Seite des Gesichts 
„befand sich ebenfalls die Blatterrose, das Gesicht 
„warsehr geschwollen, und das lmke Auge geschlossen. 
„Dieser Patrent starb am zteuTage der Kranrhett." 
„Ein Tagelöhner erkrankte ebenfalls, es stellte sich 
„auch-bei diesem die Rose an der linken Seite des 
„Gesichts ein, jedoch mit weniger Blattern. Nachher 
,, ihm gegebenen Arznei erfolgte ein krittrscher Schweiß, 
„worauf er am 6ten Tage wieder hergestellt war." 
Edtctal * Vorladungen. 
1. Vermöge Auftrag- Kurfürstlichen General-Kriegs- 
Evllegii allhier werden nachbenannte, bei der dies 
jährigen Cantons-Auönahme nicht erschienene mili» 
tairpfirchtige Beisitzer- und resp. SolbatemSöhne 
aus der hiesigen Residenz, deren dermaliger Auf 
enthaltsort unbekannt ist, nämlich: 1) Heinrich 
Blum, 2) Wilhelm Geldmacher, 3) Paul Schmidt, 
4) Jacob Müller, 5) Heinrich May, 6) NicolauS 
Knierrm, 7) Hemrich Maus, 8) Johannes Acker 
mann, 9) Heinrich Heckmann, 10) George Henkel. 
11) Elias Ritter, 12) Franz Hawel, rz) Conrad 
Kehl, 14) Franz Pfvrt, 15) Nikolaus Battenberg, 
16) George Burgan, 17) Dietrich Müller, 18) 
Heinrich Mell, 14) Justus Köble.', ao) Adam 
Henning, 21) Andreas Schmidt, 2s) George Hen 
kel, 23) Johannes Hocke, 24) Henrich Friedrich 
Weber, und 25) Philipp Stock, hierdurch vorge 
laden , sich vor dem Ablaufe des Monats December 
d. I. so gewiß vor dem Unterzeichneten zu fistrren, 
und über ihre Oualificativn zum Militair-Dienst, 
nach vorgängrger Untersuchung, die Entscheidung 
u erwarten, als die Zurückbleibenden sich selbst 
eizumessen haben, daß ihr jetziges und künftige- 
Vermögen, als dem Staate verfallen, eingezogen 
«erden wird. Cassel, am 12. Iulii »820. 
Der Bürgermeister der Residenz, 
Ratb Ludwig Stern. 
2. Nachstehende Militairpflichtige: r) Christian Luck, 
2) Friedrich Reumschüssel, derbe von Steinbach, 
und 3) Johann Caspar Giesenhan, von Rotte rode, 
werden hiermit, bei Verlust ihres jetzigen undkünf- 
tigen Vermögens, aufgefordert, sich vor Ablauf 
dieses Jahrs vor unterzeichnetem Justitz- Amt zu 
sisirreu und ihrer Milttairpfluhr eia Genüge zn 
' leisten. Steinbach, am 10. Iulii 1020. 
Kurfürstliches Jufiitz-Amt Hallenberg allhier. 
S ch u cb a t b t-, 
3. Anne Catharine Schmidt, aus Wetter gebürtig, 
welche dahier 23 Jame als Magd diente, ist vor 
einiger Zeit bei ihrem Dieustherrn verstorben, und 
bereu Nachlaß, weil keine Verwandle sich meldtteu, 
unter einstweilige Cúrate! gestellt worden. Alle die 
jenigen, weiche hieran als nächste Verwandle oder 
aus einer sonstigen Ursache, A-..p üche zu baden 
vermrluen, werden aufgefordert, diese so gewiß in 
dem auf Mittwoch den 4. Oktober d.J. -obe-wire»
	        

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