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dieß zu bewirken ist es nöthig, so bald die Seuche in
einem Stalle eines Ortes auöbrrcht, daß dieser,
nachdem man das noch gesunde^Vleh herausgenom
men und in einen Pferdestall, scheuer rc. desselben
HofS gebracht hat, sofort durch die Gemeinde auf's
Engste gesperrt werde, d. h., durch eine Anzahl
Wachter muß Tag und Nacht auf's Strengste dahin
gesehen werden, daß ausser dem von oer Regierung
hierzu autorisirten Thierarzt, der das Ganze leitet,
Niemand hinein noch heraus gelassen werde. Dieser
wird durch das Wechseln seiner Kleider und Räuche
rungen Sorge tragen, daß durch ihn die Seuche
nicht weiter verbreitet werde. Ein Mann, der das
kranke Vieh wartet, wird mit in den Stall gesperrt.
Die Bedürfnisse für ihn und das Vieh müssen ihm
bis an die Stallthüre gebracht werden. Dre sämmt
lichen Bewohner des angesteckten Hofs, wenn sie
auch gleich nicht den angesteckten Stall betreten, dür
fen nur, wenn es höchst nöthig ist, ihre Wohnung
verlassen, uad alle Gemeinschaft muß, so lange die
Seuche bei ihnen dauert, mit denselben aufgehoben
werden. Bricht d:e Seuche un Sommer, wo das
Vieh an die Weide geht, aus, so muß es sämmtlich
sofort in den Ställen ernährt werden. Fällt ein
Stück in dem angesteckten, gesperrten Statte, so
muß es, womöglich, unweit desselben in ein tiefes
Loch, mit Haut und Haar vergraben werden. Will
-man alles schnell beendigen, so müssen die kranken
Stücke, nachdem sie vorher ta-rirt sind, getödtct und,
wie vorhin gesagt, verscharrt werden. Auf diese
Weise wird das Uebel gleichsam auf der Stelle fest-
geha.lten und unterdrückt. Nachdem dieß nun voll
bracht, muß der Stall, der Krankenwärter und die
etwa durchgevesteten Thiere sorgfältig gereinigt wer
den. Der Mist aus den angesteckten Ställen muß
unter Pferdemist tief vergraben, der Fußboden des
Stalles mit kochendem Wasser stark begossen und aus
gefegt, die Krippen, Raufen rc. so wie alle Stall-
geräthschaften mrt dergleichen Wasser gut ab - und
ausgewaschen, und die Decke und Wände sorgfältig
abgekehrt werden. Sämmtliche Kleidungsstücke und
die Schuhe des Krankenwärters müssen ebenfalls mit
heißem Wasser gereinigt, so wie das durchgepestete
Vi.eh gut geputzt, und deren Mäuler, Augen, Nasen
und Klauen mit Seifenwasser sorgfältig abgewaschen
werden. Der Stall muß wenigstens 8 bis jo Tage
unbenutzt bleiben, und während dieser Zeit beständig
de Fenster und Thüren desselben offen stehen, damit
dre Luft hindurch ziehe. Räucherungen von Vitriolöl
»nd Salpeter oder Kochsalz, worüber jeder Arzt die
nöthige Auskunft geben kann, in einem solchen Stalle
mehrere Male angewandt, würden dabei von vielem
Nutzen sem. Erst nach der oben angegebenen Frist
kann man mit Sicherheit wieder Rindvieh in einen
S tehen Stall hinein bringen; Pferde und anderes
reh kann man jedoch gleich hinstellen.
Sollte die Pest aber bereits m einem oder gar
mehreren Orten zu weit um sich gegriffen haben, dann
muß alles kranke und gesunde Vieh der angesteckten
Höfe auf's Schleunigste, an einen abgelegenen
Ort, m dessen Nahe Wasser ist, von Stangen, Reis
holz , Stroh rc. leicht aufgeführte Schoppen, gebracht
werden. Die Gesuudschemenden, dre Verdächtigen,
und die Kranken bekommen jede ihre eigene Abthei-
-lung; in eine jede derselben kommt ein eigener Wär
ter, der sich nicht daraus entfernen darf. Das
Ganze wird mit einem Zaun von Stangen umgeben,
und jedem der Zutrstt zu denselben versagt. Die
Nahrung für die Wärter und das Vieh werden bis
an den Zaun gebracht, Alles Uebrige, was noch da
bei zu beobachten ist, hier näher auseinander zu setzen,
verstattet der Raum dieser Blätter nicht. — Uebri-
gens ist eS von selbst einleuchtend, daß die hier zur
Tilgung der Viehpest angegebenen Vorschriften, nicht
von einzelnen Individuen, und Hätten sie auch noch den
besten Willen dazu, sondern nur von Seiten der Re
gierung durch kräftige Polizei-Anstalten ausgeführt
werden können. Alle Anordnungen und Maaßregeln,
welche eine hohe Landesregierung be.m Ausbruch die
ser Pest, zur schnellen Tilgung derselben, für nöthig
erachtet, muß man, wenn sie auch Manchem hart
oder gar überflüssig scheinen, pünktlich und willig
Folge leisten. DaF Ganze zielt auf das allgemeine
Beste, und diejenigen, welche dieß nicht einsehen,
kennen die Gefahr und die Wuth dieser Pest nicht.
Sehr viele haben 1815 diese fürchterliche Krankheit
zu ihrem größten Nachtheil kennen gelernt, und das
Uebel würde zu jener Zelt weit verheerender um sich
gegriffen haben, hatte ihm die eingetretene kalte Wit
terung nicht gleichsam Stillstand geboten.
Mittel gegen die Motten.
Hausmann in seiner Reise durch Skandinavien
sagt, man schütze dort rm Sommer alles Pelzwerk
gegen die Motten dadurch, daß man die Klelderkam-
• mern dem heimlichen Gemach nahe anlege, ja sie
sogar durch Röhren damit in Verbindung setze. Die
Motten scheuen mephltische Dünste und lassen die
Pelze unbenagt.
Edtctal - Vorladungen.
r. Der mit den westphaliscken Truppen im Jahre tglr
als Stellvertreter nach Rußland gegangene Thiele
Wickert aus Besse, Amtb Gadensberg. ist nicht nok
bisher nicht zurückgekehrt, sondern hat auch ga»
keine Nachricht von seinem' Leben und Aufenthalt
gegeben, weshalb zwei seiner nächsten Erben um
die Verabfolgung des hauptsächlich- in dem Stelle
vertrerungSk Capital bestehenden Vermögen» gegen
angebotene Caution gebeten, »vd zugleich öorgtfMu
haben, daß einer der gesetzlichen M terben, Nat
mene Jacob Pfannkuchen aus Elmshagen, vor sehr
langen Jahren als Backe gesille in die Fremde ge
gangen fei, and seitdem eben so wenig etwa- vo»