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X Wir machen hiermit alten unsern Freunden und
Verwandten den Tod unsers guten Gatten und Va,
ters bekannt, wobei wir uns zugleich alle Beileids,
«ersicherungen verbitten. Er endigte am 19. vorigen
Monats im Z4ffin Jahre seines Alters sein thätiges
rastloses Leben am Nervenschkag. „
Hofgeismar, den 5- Februar 1314.
Die Mutter und Kinder des verstorbenen
Postmeisters Dedolph.
Ernpassrrt sindr
Zum Leipzig Thor. Am 5. Ein Jäger - Bat. zu
Pferd, einJäger,Bat. zu Fuß, und ein Regiment
Landwehr, sämtl. Herzog!. Weimarsche Truppen,,
rückten hier ein. Am 6. Sr. Durch!, der Prinz von
Hessen, Homburg, in K. Pr. Dienst, k.v. Berlin, !.
im Gasth. z. Kurf. Ein Regiment Herzog!. Sachsen,
Gothaischev Truppen rückte hier ein.
Zum Frankfurter Thor. Am 6. Hr. Oberstall
meister v. Welzy, in Herzog!. Braunschw. Diensten,
t v. d. Armee, l. i. Gasth. z. Kurf. Drei Russische
Kuriers ¡ k. v. d. Armee, g. ö.
Zum Holländ. Thor. Hr. Oberst v.Marfchall, k.
v. Hofgeismar, !. i. Röm.
Etwas über die in Nr. 7 der Casselschen
Unterhaltungs , Blätter enthaltene
Räumung des Pulvermagazins.
Nicht Rivalität, nicht Sucht meine gethane Schul,
digkeit mit der Krone des Verdienstes geschmückt zu
fehenr Nein, eine unpartheiische Liebe zur Wahrheit,
vnd vielleicht der. verzeihliche Ehrgeitz, von meinen
Freunden, welche unmittelbar durch mich von dem
Vorfälle unterrichtet wurden, nicht verkannt, und für
«inen Prahler gehalten zu werden, sind es, wie auch
Das wiederholte Ermahnen aller derjenigen, welche Au,
genzeuge der Sache waren, die mich bewogen, den
Herrn Verfasser mit den Detail jenes Ereignisses ge,
vauer bekannt zu machen.
Eben war der so lange ersehnte Tag der endlich ganz,
lichen Befreiung Cassels von den letzten Feinden ange,
brochen, als ich plötzlich vom Weserthor die Allee her,
nnter eine Kompagnie französischer Artilleristen mit
«inenKapitam an ihrer Spitze, daher eilen sah. Wir
konnten, weil wir schon seit den Abend vorher ein Vor,
haben geahnet, und die ganze Nacht in banger Erwar
tung zugebracht hatten , nicht viel Beruhigendes aus
dieser Erscheinung schließen, um so weniger, da wir
«inen Artilleristen mit einer zwar nicht brennenden
Lunte dabei bemerkten. Zn Gegenwart des Herrn
Hauptmann und Magazin,Verwalters von Cölln, und
der seit '2 Stunden versammelten Gärtner, schloß ich
«ich unverzüglich an den französischen Kapitain an,
und suchte im Gehen, fein Geheimniß ihm auf die best,
möglichste Art zu entreißen. Zu meinem großenSchrecken
erfuhr ich, daß ihm der General Rigaud - uneingedenk
seines gegebenen Versprechens das Pulvermagazin zu
schonen, dem Befehl erteilt habe, dasselbe so schnell
als möglich zu expediren. Alle Vorstellungen blieben
ohne Gehör. Auch dieser Einzelne schien, in denen
= nach seinen Angaben mitgemachten sieben Feldzügen alles
Gefühl für Menschenschonung verlvhren zu haben, in,
dem er mir ganz kalt antwortete, oaß wenn auch sein
Eigenthum mit aufflöge, er doch nicht anders als seinen
Befehlen gemäß handeln könnte. Während dessen hat,
ten wir uns dem furchtbaren Orre genähert, und der
erste Gegenstand, worauf meine Augen fielen, war eine
von 100 Passer Pulver in der vergangenen Nacht durch
die französische Wache ge,ogene zwei Schuh dicke
Schlange, welche von dem Magazine aus quer übers
Feld nach der Eringshäuser Ätraße führte, vermittelst
welcher man das Magazin von dort aus sprengen woll
te. Dchon schmeichelte ich mich durch die Wahrschein,
lichkeit, daß dies, wo nicht der ganze doch größere
Theil des dortigen, nach dem allgemeinen Gerüchte
sehr unbedeutenden Vorrath des Pulvers sey, als mich
der Offizier, um mir schon vorder eine Idee von der,
nach feinen Ausdruck süperben Explosion zu geben, ins
Innere des Magazins führte. Eine unwillkührliche
Spannung meiner Nerven bei dem Anblick dieser so
furchtbaren, alles zernichtenden Masse, gab mir die
Sprache eines Verzweifelten. Zch beschwor ihn, der
Menschheit dies für ihn so kleine Opfer zu bringen,
und verlangte von ihm 15 Minuten Aufschub, in wel,
chen ich versprach so viele Menschen und Wagen anzu,
schaffen, als nöthig seyn würden, den ganzen Vor,
rath in zwei Stunden in ein ganz nahe gelegenes tie,
fes Wasser schaffen zu können. Der Vorschlag wurde
, jedoch mit der Bemerkung angenommen, daß ich \a
nicht glauben möchten, daß sowohl er, als feine Sol,
daten nicht gesonnen seyen-, sich hier lange aufhalten
zulassen, indem sie sämmtlich seit 48 Stunden mar,
schirr und fast eben so lange gehungert hatten. Den
Sergeant und Soldaten versprach ich iw fortgehen für
ihre Bedürfnisse sogleich zu sorgen, und eilte nun zu
denen mich erwartenden Gärtnern zurück, um sic mit
der ihnen drohenden Gefahr bekannt zu machen und
sie zur schleunigsten Hülfe aufzufordern. Aber weder
Bitten noch Drohen konnten diese vom Schrecken star,
ren Menschen bewegen, mir Folge zu leisten. Alle ga,
ben vor, sie hatten weder Wagen noch Geschirr > Ein
glückliches Ohngefähr wollte, daß tch eine über ein
Gartenthor hervorragende Scheerendeichse! gewahrte.
Mit Hülfe eines bei mir habenden Herrschaftlichen Holz,
Messers wurde das Thor sogleich aufgeschlagen, die
Deichsel ergriffen und nach einigen andern Befehlen,
entweder sich selbst mit vorzuspannen, da sie ihre Och,
sen nicht geben wollten, oder im Weigerungsfall ihre
Familien aus ihren Wohnungen zu entfernen, und sich
dann selbst nebst ihrem Eigenthum der Gefahr pretß zu